Institutionelle Bindungen von jüngeren Menschen sind sicher
wünschenswert, wenn kulturelle und moralische Impulse verstärkt werden.
Klassische Kultureinrichtungen, die sich müde an die Parallelwelt des Internets
und der einschlägigen hoch frequentierten Foren anbiedern, werden diese Aufgabe
unter den derzeitigen Auspizien nicht lösen. Die Frage nach den richtigen
Lebensentwürfen beantworten Generationen
aber wohl je auf ihre Weise. Insofern ist das, was als Verfall, wenn nicht
Untergang definiert wird, womöglich nur eine Dynamik, die von den Protagonisten
von morgen gar nicht negativ definiert werden mag. Gesellschaften haben sich
schon je im Gleichgewicht der Katastrophen eingerichtet. Kulturelle oder gar
anthropologische "Devolutionen"
sind historisch betrachtet immer eine gewagte These, weil progressive Faktoren
oft erst retrospektiv erkannt werden - weil dafür auch neue Wahrnehmungen und
Kategorien ausgebildet werden müssen.
Goedart Palm