10/30/2014

Das digitale Gespenst der Freiheit

Eben meldet mir ein soziales Netzwerk (nicht FB), dass im Fall eines meiner Bekannten ein Kommunikationsinteresse bestehen könnte. Klar, ständig aktualisieren sich unsere Kontakte und wir müssen uns sputen, nicht in das kommunikative Abseits zu geraten. Nun ist dieser Bekannte allerdings verstorben. In Zeiten von zahllosen "Schläfern", ob Terroristen oder FB-Freunden, heißt das aber womöglich nicht viel. Freuen wir uns doch lieber, wie überlegen die digitale Netztechnologie inzwischen zu sein behauptet. Tischrücken war gestern. Wer morgen keine "App" besitzt, über die Jahrhunderte, über Völker und Generationen hinweg zu kommunizieren, verschließt sich dem wahren Imperialismus zukünftiger Medien (im vielfachen Wortsinne). Seit Joseph Weizenbaums "ELIZA" und ihren virtuellen Überbietungen dürfen wir doch vermuten, dass es bei dieser Killerapplikation letztlich nicht mehr auf so  schnöde Fragen wie Tod oder Leben ankommt. Wie würde Doc Brown ("Zurück in die Zukunft") sagen: "Wo wir hinfahren, brauchen wir keine Materie mehr...

Goedart Palm

10/24/2014

Der Staat verkauft Kunst

Deutlich wird hier die Mentalität, dass ein bunter Fleck mehr oder weniger an der Wand eine "Petitesse" ist. Insofern sind die Bilder in den Vorstandsetagen, in den Riesenrezeptionen oder als Bürodekor schon je Objekte, die nicht der Wahrnehmung welcher Art auch immer dienen, sondern allenfalls der zu oft leicht widerlegbaren Prätention, dass hier kreative Menschen produktiv sind. Werden die Bilder abgehängt, ist das ein Akt der Ehrlichkeit. Die Warhol-Bilder hingen nun bereits seit vier Jahren nicht mehr an der Wand. Ob das der wahre Skandal ist, der nun im Blick auf zahllose Depots vervielfacht werden könnte, sei dahingestellt. Jedenfalls ist es ein Fazit, dass Kultur im engeren Sinne eine Marginalie gesellschaftlicher Agenda bleibt, was vorzüglich durch Sonntagsreden bestätigt wird, die uns erläutern, wie "existenziell" die Kunst doch ist.     

Goedart Palm

Horst Janssen

Minianekdote: Horst Janssen auf der Frankfurter Buchmesse vor etlichen Jahren, auf diverse Blätter "kritzelnd". Er tunkt seinen Zeigefinger in seinen Kaffee und beginnt die Zeichnung zu lavieren. Seine neben ihm stehende Lebensgefährtin oder Ehefrau kommentiert weniger entrüstet als wohl routinemäßig: "Lass´ doch diese Schweinereien..." Da sieht man, was sich selbst arrivierte Künstler anhören müssen, wenn sie doch nur um den höchsten Ausdruck in ihrer Kunst ringen.   

Goedart Palm

10/21/2014

Kulinarismus in der Kunst?

Seitdem Immanuel Kant glaubte, die Formulierung "interesseloses Wohlgefallen" bei der Kunstermittlung für oder wider das Schöne als Königsweg angeben zu können, sind "Kulinariker" je verdächtig, ohne Urteilskraft wahrzunehmen. Nun ist es einigermaßen grotesk bis schizoid, sinnliches Material nicht sinnlich - bis hin zur puren Verführung durch Oberflächen - "wahrzunehmen". Witzigerweise hat Nietzsche, der mit "tiefen" Gründen für Oberflächen plädierte, die Künstler gewarnt, sich nicht zu verrechnen: ...denn ihre Zuschauer oder Zuhörer haben nicht mehr ihre vollen Sinne und geraten, ganz wider die Absicht des Künstlers, durch sein Kunstwerk in — eine "Heiligkeit" der Empfindung, welche der Langweiligkeit nahe verwandt ist." Sollte das Kulinarische so langweilig werden wie das Analytische? Tertium datur?

Goedart Palm

10/14/2014

In den Untiefen der unentdeckten Gemüse-Welten

An der Kasse eines reichhaltig sortierten Lebensmittel-Supermarkts: Die Kassiererin fragt mich nach dem Namen des unglaublichen Gegenstands, den ich zu erwerben gedenke. "Rettich!" Man kann nicht alles kennen, ist ja auch ein seltener "Küchengegenstand." Das Band läuft weiter, Joghurt und Milch, kein Problem. Jetzt aber: Die Verkäuferin nimmt zwei Teile, die, ohne sich botanisch festlegen zu wollen, wohl zu den Gemüseähnlichen oder Marsgewächsen gehören. Ich helfe ihr schnell: "Artischocken!" Dieser Schock sitzt tief. In ihrer Liste taucht dieser geheimnisvolle Name zwar auf, aber gleich mehrfach. Sind es vielleicht die "Mini-Artischocken". Schwer zu sagen bei den heutigen Züchterrekorden. Eine Recherche beginnt. Bis hin zur hauptamtlichen Leiterin der Gemüseabteilung werden alle Fachleute versammelt. Eine gefühlte halbe Stunde währt der Gemüsediskurs. Allein, der Preis ist nicht ermittelbar!  Schließlich springe ich über meinen Nachtschatten. Ihr dürft die Artischocken behalten. In Zukunft, großes Ehrenwort, kaufe ich nur noch Tomaten. Die kann man nun bekanntlich auf den Augen haben und deswegen wohl kennt sie auch jeder. 

Goedart Palm

10/12/2014

Richard Hamilton

Richard Hamilton war in einem nicht geringen Teil seiner Werke postmodern vor der Zeit. Verbindlich wird hier über die Ästhetisierung des Alltäglichen weit hinaus der unhintergehbare Ansatz, dass Kunstgeschichte in ihr Reflexionsstadium getreten ist. Niemand kann jetzt mehr behaupten, unmittelbar, ohne die Vor-Bilder des kunstgeschichtlichen Fundus, Bilder zu machen. Ja selbst die Wahrnehmung hat ihr kunsthistorisches Apriori, sodass der Anspruch auf Unmittelbarkeit sich entweder einer leeren Prätention oder dem Unwissen verdankt. Die Promiskuität der Stile ist zugleich ein Angriff auf die Kategorisierung abgeschlossener Epochen. Kurzum: In Sachen des Stils ist alles "wahr" und (fast) alles erlaubt - was die Sache nicht einfacher macht.

Goedart Palm 

10/07/2014

Beim Betrachten einer alten Fotografie

Heute erscheint als Inszenierung, was seinerzeit Alltag war.


Goedart Palm

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