Richard Hamilton war in einem nicht geringen Teil seiner
Werke postmodern vor der Zeit. Verbindlich wird hier über die Ästhetisierung
des Alltäglichen weit hinaus der unhintergehbare Ansatz, dass Kunstgeschichte
in ihr Reflexionsstadium getreten ist. Niemand kann jetzt mehr behaupten,
unmittelbar, ohne die Vor-Bilder des kunstgeschichtlichen Fundus, Bilder zu
machen. Ja selbst die Wahrnehmung hat ihr kunsthistorisches Apriori, sodass der
Anspruch auf Unmittelbarkeit sich entweder einer leeren Prätention oder dem
Unwissen verdankt. Die Promiskuität der Stile ist zugleich ein Angriff auf die
Kategorisierung abgeschlossener Epochen. Kurzum: In Sachen des Stils ist alles
"wahr" und (fast) alles erlaubt - was die Sache nicht einfacher
macht.
Goedart Palm