Immer empfindlichere Grenz- und
Regelverletzungen sind seit den siebziger Jahren eine politische
Auseinandersetzungsform, der sich die Theorie von Herbert Marcuse bis hin zu
Jean Baudrillard mit viel Sympathie widmete. Gewalt gegen Sachen, Graffiti im
öffentlichen Raum als Aufstand der Zeichen oder lieber gleich Terrorismus in
einer Kultur, die doch ohnehin nach dem ideologisch abgesicherten Fahrplan der
Menschheitsgeschichte längst untergegangen ist. Jenseits der allfälligen
Apokalypse reicht heute der Blick in eine beliebige Schule, um desintegrative Praktiken
bei Schülern zu beobachten, die vor Jahren zur Verbannung geführt hätten. Scheinbar
entsolidarisiert sich die Menschheit mit sich selbst. Andererseits verbindet
sich Zivilisation immer mit gesellschaftlichen Dynamiken, die von "Helden"
ausgelöst werden, deren Vitalität von Kriminalität etc. schwer zu trennen sein
mag. Dass Menschen je in befriedeten Gesellschaften leben werden, bleibt wohl
eine utopische bzw. eutopische Wünschbarkeit, der man sich nicht verschreiben
sollte.
Goedart Palm