Die Kunst teilt mit der Philosophie ein ähnliches Schicksal,
dass hier vielfältige konkurrierende Formen der Gestaltung und Kommunikation
und dort zahlreiche Einzelwissenschaften Legitimationsprobleme enorm verschärft
haben. Der gegenwärtige Befund mag nur noch einen Grabgesang eröffnen. Die
Kunst hat das fröhliche Spiel mit den Kontingenzen sehr weit getrieben, um darin
eine angeblich unabdingbare Freiheit zu artikulieren, die sich den
zweckrationalen Momenten anderer Formen gesellschaftlicher Praxis versagt.
Künstler insistieren schon deshalb auf dieser fragilen Freiheit, die vorgeblich
keinen anderen Ort besitzt, weil sie anderenfalls ihre eigene Rolle riskieren -
auch wenn die vor allem von Illusionen lebt. Dass dabei Werke entstehen, die
auch gut anderen Subsystemen (wie etwa dem der Wissenschaft) zugeschlagen
werden können oder aber den Kult der Beliebigkeit so redundant wie folgenlos
feiern, darf im Betrieb eher niemand wahrnehmen. Der Betrieb hat die Sinnkrise
kommerziell verdrängt und präsentiert Waren, die so beliebig, wie sie
entstanden sind, auch als Kunstwerke gelten dürfen (Vgl. Arthur C. Danto). Who
the hell cares? Kunst ist immer so notwendig wie der gesellschaftliche
Einfluss, den sie ausübt. Und der ist so hoch, dass viele Künstler ernsthaft
einen Zunftwechsel in Erwägung ziehen sollten.
Goedart Palm