Nun ist das Dschungelcamp wie jede triviale Kultur- oder Unkulturform in einem breiteren Interpretationszusammenhang durchaus interessant. Es gibt seit je die produktive Rezeption von trivialen oder kulturindustriellen Formen, die zum Material werden, überformt oder konterkariert werden können, mithin zahlreichen Gestaltungsprozessen unterworfen werden. Das nobilitiert nicht diese Versatzstücke, macht aber sofort klar, dass sie nicht a priori verworfen werden müssen, sondern sich mitunter mehr oder weniger interessante Gehalte herausfiltern lassen. Zwar zielt die Grimme-Nominierung auf anderes, wenn denn überhaupt auf irgendetwas jenseits des Spektakels. Aber in einer kontextuellen Betrachtung mag man "Trash" als eine zweite oder dritte Natur ansehen, die zumindest vor Zeiten eine prätentiöse Kulturkritik speiste, die nicht müde wurde, auf das falsche Bewusstsein und seine fatalen Folgen hinzuweisen. Künstlerische Produktivität bestünde dann darin, sich nicht verrückt machen zu lassen, sondern darauf originell zu reagieren, ohne lediglich über psychohygienisch nachfühlbare Absetzbewegungen nachzudenken. Die Menschen sind nicht ganz so dumm, wie man sie vielleicht machen möchte...
Goedart Palm
Goedart Palm