Nota bene: Der Buddha wartet nie. Das Warten ist eine durch
und durch (alt)europäische Erfindung, der Wartesaal die philosophische
Zwangsanstalt par excellence. Denn auf Bahnhöfen wird die Kondition
existenzialistisch. Der verspätete IC setzt nicht lediglich unsere stoische
Verfassung immer härteren Belastungsproben aus. Die "eigentliche"
Anmutung besteht hier darin, die nervös abgesicherte Reisemoral "Reisende soll man nicht aufhalten"
mit der so sesshaften wie global gewitzten Igelmoral „Ick bün al dor“ zu
harmonisieren. Hier prallen zwei ontologische Zustände wie entgleiste
Lokomotiven aufeinander, die im frustrierten Nomaden auf Zeit entweder zur
Depression oder zu einem Begriff von höherer Mobilität führen. Letztere, über die noch später zu handeln sein
mag, besteht dann unter anderem darin, im Wartesaal mit Hot Spot-Anbindung
FB-Kommentare zu posten, die zwischen vertaner und erfüllter Zeit keine saubere
Diskriminierung mehr kennen. Schneller kann kein Mensch warten ... Bestenfalls
kommt es zum Wartesaal-Sartori, in dem man auf dem westöstlichen Diwan, wenn
das die Polster hergeben sollten, zum Buddha wird.
Goedart Palm