Die Kriterienlosigkeit der Kunst respektive der Kunstkritik
mag so positiv wie negativ gedeutet werden: Einerseits erscheint sie als
Ausdruck eines lauwarmen Wertepluralismus, vormals "de gustibus non est
disputandum" genannt, andererseits als ökonomische Durchdringung, um nicht
Demontage zu sagen, der Kunst in ihrem "Eigensten". Für Religionen
halten Menschen, Spätmoderne hin oder her, ihren Kopf hin, die einen
freiwillig, die anderen eher nicht. Für Kunst hat man dagegen ein Scheckheft.
Oder aber übersetzt sie in ein relativ folgenloses Ideal, für das kaum mehr ein
gesellschaftliches Sensorium zu erwarten ist. Das vormalige Pathos der Kunst
ist dahin, da ihre zu Hochzeiten angemaßte Allzuständigkeit sich längst für die
Meisten in Nichtzuständigkeit verwandelt hat...
Goedart Palm