Juvenals "Es ist schwierig, keine Satire zu
schreiben" verwandelt sich zu: "Es erfordert Mut, eine Satire zu
schreiben". Auch wenn das für den westlichen Freiheitsbegriff unerträglich
ist, liegt ein paradoxer Impuls in dieser "ungeistig-moralischen
Wende". In den letzten Jahrzehnten genoss Satire eine Narrenfreiheit, an
deren Beliebigkeit sie längst notleidend geworden ist. Wer jetzt zum Stift
greift, um bestimmte Themen aufzuspießen, bewegt sich nolens volens wieder auf
einer explosiven Schnittlinie, die jener ähnelt, die früher die Tyrannen für
ihre Kritiker bereit hielten. Die neue, diesmal aber (inner)gesellschaftliche,
nicht staatliche Tyrannei wäre nur dann zu stoppen, wenn der Fanatismus nicht
als billige ideologische Ressource überreich zur Verfügung stünde. Anders wäre
das nur in einer wirklich globalisierten Kultur, der die Unterscheidungen
zwischen Bildern und Waffen, Meinungskampf und nackter Gewalt etc. unabdingbar
sind, weil sie zugleich die dafür nötigen Bildungsvoraussetzungen für alle
schafft.
Goedart Palm