Mir will scheinen, dass der Kunstmarkt Kunst homogenisiert.
Vorderhand ist das paradox: Jedes Werk, jeder Künstler, jeder Stil reklamieren
Einzigartigkeit, um unterscheidbar zu sein, Das nimmt der Markt dankbar an, ja
mehr: anders kann er nicht funktionieren, wenn Distinktion sein
Verkaufskriterium ist. In dieser Logik wird dann aber gerade ein abstraktes
Apriori-Kunstverständnis begründet, das nicht nach Eigenwerten der Kunst fragen
muss, sondern nach marktspezfischen Regeln urteilt. Das ist wie beim Wochenendeinkauf: Was nicht
angeboten wird, ist nicht Teil des Gemüsemarkts und das was angeboten wird, ist
gesund. Insofern adelt der Kunstmarkt den Käufer, der sich zwar verspekulieren
mag, aber immer mit dem süßen Versprechen einschlafen kann, dass es sich
jedenfalls um Kunst handelte.
Goedart Palm