Allerdings hat die Kunst oder - genauer gesagt - der Betrieb
immer das moderate Paradox gepflegt, zwar Akzeptanz mit vielen Mitteln zu
suchen, andererseits aber betont, dass gering(st)er Zuspruch nichts über die
Qualität der verhandelten Kunst sagen könne. Den Ruhm zu verachten und
gleichzeitig sein Leben daran zu setzen, wie es Gustave Flaubert mal
formulierte, ist eine dem verwandte Kondition, um das höchst ambivalente
Verhältnis von Künstlern zu Publikum zu beschreiben.
Es gibt keine einsinnige Formel, um
"Künstlerseelen" und ihre (öffentliche) Artikulation über Kunst letztgültig
zu beschreiben. So mag gelten: "Das Schweigen von Marcel Duchamp wird
überbewertet."(Joseph Beuys) Andererseits ist schon der Rangstreit der Künste
paradigmatisch für die Grenzen der Übersetzbarkeit. Psychoanalytisch
beschreibbar wäre dagegen der künstlerische Narzissmus, der seine
Sprachlosigkeit vor der Erhabenheit des Kunstwerks inszeniert, um das Publikum
in Bann zu schlagen. Diese Pose ist andererseits kaum je vom kreativen
Selbstschutz zu unterscheiden, eigene Arbeiten nicht "kaputt" zu
reden und in griffigen Phrasen für´s Publikum bekömmlich zu machen. So soll
sich Gustav Mahler zunächst vehement gegen Sigmund Freuds Interpretationslüste
gewehrt haben, um seine Kreativität nicht zu riskieren. Wer erfährt, dass seine
Sinfonie dem Vatermord geschuldet ist, bleibt vielleicht für immer
unvollendet...
Goedart Palm