Totale Autonomie war immer eine
Fiktion! Es gibt aber höchst unterschiedliche Verkoppelungen von Kunst und
Kommerz, die daraufhin zu befragen wären, ob Künstler längst keine Kunst mehr
machen (wollen), sondern zynische Verkäufer des Markenzeichens
"Kunst" für Werke sind, die vorrangig kommerziellen Zielen dienen.
Dem stehen Künstler entgegen, die ihre Kunst trotz aller äußeren und inneren
Zwänge in relativer Autonomie verfolgen. Ob nun mittelalterliche
Auftragskünstler oder moderne Künstler mit Geschäftssinn betrachtet werden,
ändert wenig daran, dass die Autonomie immer darin bestand, sich die eigenen
Formansprüche nicht abkaufen zu lassen, ohne deshalb ökonomisch erfolglos sein
zu müssen. Das ist freilich für jene schwer zu verkraften, die ihre Ressentiments
gegenüber fremdem Erfolg anders nicht zu erklären vermögen als in dem Glauben,
dass nur der Pakt mit dem Teufel dafür ursächlich sein kann. Was Philosophen
als Einsicht in die Notwendigkeit bezeichnet haben, könnte für Künstler
bedeuten, subversiv mit fremder Vereinnahmung und gesellschaftlichen
Widerständen umzugehen. Vorgebliche Freiheitsverluste bis hin zur Zensur
könnten so zu Anlässen werden, die eigene gesellschaftliche Rolle genauer und
spannungsreicher zu definieren, als es der wenig sagende Blankettbegriff
"Freiheit" vermag.
Goedart Palm