Dass die Kunstkritik keine mehr
im alten Sinne sein kann, ist wesentlich dem Umstand zu verdanken, dass die
Künstler gelernt haben, die Kritik inzwischen gleich mitzubesorgen. Marcel
Duchamps Readymades sind Kritik am Kunstsystem mit der durchaus von ihm einkalkulierten
paradoxen Konsequenz, nach kurzer Zeit in dieses System erfolgreich eingebunden
zu werden. Die Dadaisten, Futuristen, Surrealisten etc. artikulierten Kritik
durch ihre Kunst und erlitten oder erhofften dasselbe Schicksal, in das
Pantheon aufgenommen zu werden. Dass die externe Kritik die Kunst verbindlich
kategorisiert oder reflektiert, ist eine Idee, die in der Moderne der
Avantgarde abhanden kommen musste, weil sich der Kunstbegriff als Allgemein-
oder Gattungsbegriff aufgelöst hat. Wenn Stile, Werke, Kontexte etc. nicht mehr
"kommensurabel" sind, riskieren kritische oder gar normative
Kunstdiskurse, unter Sinnlosigkeitsverdacht gestellt zu werden.
Goedart Palm