Insbesondere Susan Sontag und Vilém Flusser haben darauf
hingewiesen, dass die jeweiligen "Kanäle" die Codierung von Bildern
bestimmen. Schon der Kuleschow-Effekt machte klar, dass der Kontext und seine
Semantik über die Wahrnehmung entscheiden. Werden Untertitelung oder
Bildlegende verändert, können etwa schmerzvolle Bilder der Anklage für jede
Propaganda verwendet werden. Auch wenn der Text also die Bilder scheinbar in
eine Interpretation zwingt, so ist doch gerade das Museum der Rahmen für
Wahrnehmungsirritationen, die mit der Frage nach der Wahrheit oder dem
"richtigen" Kontext spielen. Eine reine Dekontextualisierung von
Bildern ist allenfalls für eine ästhetische Sekunde denkbar, weil jeder
Wahrnehmende sein eigenes Narrativ - mit oder ohne fremde Legende - bildet.
Wenn der Mensch etwas nicht aushält, dann ist es das Unerklärliche. Die Art und
Weise, wie ein Betrachter diesen "horror vacui" ausfüllt, sagt
regelmäßig mehr über ihn als über die Bilder aus. In der "Kunstwelt"
(Arthur C. Danto) wird ein "Bild" dann zur Summe seiner Theorien.
Goedart Palm