6/30/2014

Kunst und Kunstmarkt

Interessant dürfte die Wandlung (resp. Auflösung) des Kunstbegriffs sein, der letztlich dem Kunstmarkt und seinen Entfremdungen vorgeht. Dass die müden Ausläufer des Geniekults und der kreativen Anmaßungen sich noch länger als Betriebsvoraussetzungen dieses Marks halten, wäre doch der eigentliche Aberwitz. Das ist aber nicht zu befürchten, weil die Kids ihre Kreativität, die ohnehin zwischen Produktions- und Rezeptionslogiken nicht so kategorisch einzuordnen ist, zumeist an völlig anderen Orten suchen.   

Goedart Palm

6/26/2014

Kritiker Künstler Mythen

Die öffentlichen Zuweisungen von "Berufsrollen" sollten nicht über die Rollendiffusion von Kritikern und Künstlern täuschen. In einigen Fällen sind doch die Kritiker die Künstler und Kunstwerke höchst geduldig gegenüber ihren "Gebrauchsformen". Wenn man den Begriff "Kunstbetrieb" für richtig hält, sollte man sich darüber klar werden, dass die Herstellung von Kunstwerken kollaborativ angelegt ist. Die besseren Kollaborationen von Künstlern, Kritikern und Publikum mögen sich dann bis auf Widerruf Mythen nennen.    

Goedart Palm



6/21/2014

Alien Power Plant

Alien Power Plant - Goedart Palm



6/20/2014

"Sapere aude" in volatilen Zeiten

Bildung ist ein fragiles Gut, weil vormalige Kanonisierungen wie etwa klassisch-humane Bildung oder naturwissenschaftliche nur noch bedingt taugliche Kategorien der Welterschließung bereithalten. Die gute alte Aufklärung ist kein Selbstläufer, da der öffentliche Diskurs zumal in digitalen Zeiten sich als disparates Feld darstellt, in dem jede Meinung ihre - mitunter fatale - Chance bekommt und Wahrheit je unter Ideologieverdacht gestellt werden kann. "Sapere aude", Kants Selbstermächtigungsformel, sich mutig des eigenen Verstandes zu bedienen, ist in unübersichtlichen Verhältnissen zur Risikopackung geworden. Insofern müsste sich die Bildung zunächst über sich selbst aufklären, was nicht ausschließt, dass in komplexen Angelegenheiten der Vorhang zugeht und viele Fragen offen bleiben. 

Goedart Palm

6/19/2014

Sascha Lobo - Frank Schirrmacher - Jürgen Habermas

Sascha Lobo erkennt "Frank Schirrmachers großes Vermächtnis" in der Quintessenz: "Die wichtigste Waffe einer demokratischen Öffentlichkeit ist die Debatte." Gegen Nekrologe kann man sich nicht gut wehren, hätten wir doch gedacht, dass Jürgen Habermas diese Idee so umfassend entfaltet hat, dass es keiner anderen Urheberschaft bedarf. Früher gab es gute Gründe, Spiegel-Essays zu lesen...

6/02/2014

Neue Mythen braucht das Land!

Das Problem gegenwärtiger Wissenschaft ist die Produktion neuer Mythen. Je komplexer Wissenschaft wird, desto wahrscheinlicher - Daten hin oder her - wird ihre Fehlinterpretation, die sich regelmäßig dem projektiven Interesse verdankt, sich die Welt so zu erklären, wie man es braucht. Früher nannte man das Ideologie, was dann groteske Interpretationen eröffnet, die immer auf den Verwender zurückfallen.  Die Wissenschaft wird zur Magd der eigenen Vorurteile, ob nun im Bereich der Politik, der Ökonomie, der Pädagogik, bis hin zu Fragen der richtigen Ernährung oder Gesundheitspflege...

Goedart Palm

Überlebenstechnik

Überlebenstechnisch: Ich folge der Regel, lieber einer Regel zu folgen, deren Wahrheitswert zweifelhaft ist als gar keiner. Einige Grillen sind Regeln. 

Goedart Palm

Regenmacher und andere Moderatoren

Die Hilflosigkeit gegenüber der eigenen überschießenden Semantik. Gestern las ich in irgendeiner Postille den Begriff "Wettermoderator", der wohl einsinnig gelesen werden soll. Dabei ist der "Wettermoderator" natürlich die postmoderne Fortsetzung des "Regenmachers". Dieses Jahr sind allerdings die Moderationsleistungen eher schwach ausgefallen... 

Goedart Palm

Parfüm und Moral

Die Herrschaft der Nase war bereits vor Patrick Süskind ein Menschheitsthema. Parfüm verführt, was indes die juristisch komplexe Frage aufwirft, ob hier nicht Entschuldigungsgründe bis hin zur Paradiesgeschichte die geruchsstrategisch Verbundenen von Sünde freisprechen. Gegen die gefährlichen Elixiere teuflischer Verführung ist womöglich keine Macht der Welt gefeit. Doch die Nasenherrschaft erlebt in der olfaktorischen Spätmoderne nun eine beispiellose Verschärfung. Denn "Gucci Guilty Black" verströmt eine unvorherriechbare neue moralische Qualität: Statt der vormaligen Verführung wird nun ohne Umwege sofort hoch dosierte Schuld verkauft. Der moralische Exzess ist ab jetzt programmierbar bzw. einmassierbar. Reib dich mit Schuld ein! Gucci selbst hat das eigene immoralistische Produkt allerdings nicht ganz begriffen: Zwar bringt der Duft laut Packungsbeilage die "extremsten Facetten zum Vorschein", aber in der Folge heißt es von den Duftträgern, die wechselseitig von unbändiger Anziehungskraft angezogen würden, lediglich: "...sie lieben die Gefahr und den Nervenkitzel." Das bleibt weiter hinter der ultimativen Verschränkung von Duft und Moral, Sinnlichkeit und Schuld zurück, auf die der Käufer doch einen Primäranspruch hat. Hier sind Mängelgewährleistungsansprüche und Rückholaktionen zu erwarten, wenn der unmittelbare Sündenfall ausfällt und die Gucci-Schuldigen auf die Fährnisse einer fragilen Verführbarkeit zurückgestoßen würden... 

Goedart Palm

Information Incest

Es gibt eine Vermehrung von Informationen, die nicht nur mindestens ebenso bizarr, sondern sogar inzestuös ist. Vorzüglich ist diese Technik bei Ereignissen ohne jedes verfügbare Wissen einzusetzen: "Das Nachrichtenmagazin XYZ berichtet in seiner heutigen Ausgabe, dass zu den irakischen Massenvernichtungswaffen weiterhin keine Informationen vorliegen." Das "journalistische Ethos" führt hier dazu, dass die Information der Nichtinformation des Kollegen wiederum als eigene Information an die Öffentlichkeit weiter gereicht werden kann. Über diesen selbstreferentiellen Sachverhalt könnte man dann auf einer nächsten Ebene erneut "aufklären"...ad lib. Kurzum: Dieser Berufsstand und seine Artverwandten hat noch eine prächtige Zukunft vor sich, solange er die geeigneten Leser findet.

Goedart Palm

RiffRaff

Deep Purple wird in die Geschichte der Menschheit eingehen, weil sie jedem Hobby-Gitarristen die Möglichkeit schenkte, einen authentischen, nicht mal schlechten Rockriff in - sagen wir - fünf Minuten zu lernen. Diese Art von Musikpädagogik steht der Klassik nicht zu Gebote.

Goedart Palm

Mir ist heute so idiosynkratisch zumute

Es wird zur Konvention, Wahrnehmungsweisen zu durchbrechen. Das Publikum reagiert auf die immer neuen Idiosynkrasien des Publikums idiosynkratisch. 

Goedart Palm

Manche Mühlen mahlen langsam...

Die Ausstellung "Gilbert & George - London Pictures" im Museum Küppersmühle repräsentiert vorzüglich, wo die weiland als modern gefeierte Kunst inzwischen steht bzw. hängt. Die umliegenden Cafés und Restaurants sind bei strahlendem Wetter gut besucht. Hier indes in den heiligen Hallen des unteren Stockwerks erscheinen praktisch keine Besucher, als hätten G & G die Bilder diesmal eigens für mich geschaffen. Dabei heißt es im Prospekt des Museums "Erleben Sie spannende Ausstellungen und eine der schönsten Sammlungen deutscher Kunst von den 1950ern bis heute..." Überzeugen will sich davon an diesem arbeitsfreien Feiertag kaum jemand. Das Erlebnisangebot der Avantgarde hat den einstigen Kampf wider die Museen augenscheinlich zum Sieg geführt und sie in Mausoleen transformiert. Auch ich vermag gegenüber den aus der englischen Klatschpresse gesammelten Schlagzeilen des "living sculpture"-Duos nicht aufmerksam zu bleiben. In den oberen Etagen sieht es nicht viel besser aus. Traurig und unbesehen hängt das Informel neben Gerhard Richter und den üblichen Prächtigen an den Wänden. Eine leichte Euphorie erfüllt die Museumswächter bei meinen Anblick, wenigstens einer schaut mal rein. So kämpfe ich einen aussichtslosen Kampf gegen das Programm der Avantgarde... 

Goedart Palm

Iceberg - A Pundemonium

"Iceberg!, Iceberg!", yelled the petty-four officer of the custard liner RMS Carpaccio. But all passengers survived the dis(t)aster and steamed safely to New Pork...Sorry for this pynchonian repas-time ;-) 

Goedart Palm

Beuys, Wilde und andere Lügner

Zu angeblichen Lebenslügen von Beuys: Ich habe jene Biografie nicht gelesen. Aber es ist wohl einigermaßen absurd zu glauben, man könnte einen Künstler der Lüge überführen. Oscar Wilde hätte sich bei diesem Gedanken vor Lachen zerkugelt oder in feine von A. Beardsley gezeichnete Luftblasen verwandelt...

Goedart Palm

Stolz und Unverständnis

Wieso ist einer stolz auf sich selbst? Was ist denn dieses stolze Selbst, das sich aus tausendundeins Umständen zusammensetzt, die nicht diesem Selbst als Verdienst zuzurechnen sind. Allerdings eine völlig andere Frage: Ist es aus pragmatisch-(auto)politischen Gründen opportun, Stolz zu sein - als ein weiterer Wechsel auf die Zukunft. Stolz kann ein mächtiger Motor sein - im Guten wie im Bösen.

Goedart Palm

Kunst, Kreativität und andere Kleinigkeiten

Dass die Kunst nach Brot geht, gilt für die Erfolgreichen wie die Erfolglosen. Doch das Verhältnis von Kunst und Geld bescheidet sich gerade in Zeiten von "Mein Haus, mein Auto, meine Yacht" nicht auf eine Äußerlichkeit oder gar eine Marginalie. Denn wenn Geld zu einem Parameter des Erfolgs wird, setzt das im Guten wie im Schlechten Energien frei, die Kreativität anregen, aber auch korrumpieren können. Das mag im Fall von Baselitz so oder anders gesehen werden. Aber dass Künstler glauben, sich von dieser gesellschaftlichen Akzeptanzform frei zeichnen zu können, wäre nur eine Pose. Die hält sich zwar seit der mehr oder minder narzisstischen Rede von der künstlerischen Autonomie hartnäckig, aber die Warenform, insbesondere die Gleichförmigkeit vieler ästhetischer Produktionen spricht eine andere Sprache.   
Goedart Palm

Bitte weglesen!

"Double bacon is better than double bind" (Gregory Bateson?)

Im Reich der Körnerbrötchen

"Haben Sie ein Körnerbrötchen oder etwas Ähnliches". Ich bin heute nicht müde genug, um über dieses Desiderat hinweg zu hören. Ein "studentenähnlicher" Mensch mit dem geschniegelten Outfit des frühreifen Luxus-Stipendiaten wirft kategoriale Fragen auf. Etwas Ähnliches? Was mag das sein? Ein Brötchen, das mit Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen hochgejazzt wurde? Gottlob werde ich von einer anderen Verkäuferin bedient. Hinter Körnerbrötchenähnlichkeitssuchern zu warten, lässt einen bereits im Vorhof der Hölle schmachten. Andererseits ist das Sortiment der Körnerherrlichkeiten in dieser Bäckerei überschaubar. Schließlich besinnt sich die Verkäuferin auf ihre Kern-, um nicht Kornkompetenz zu sagen. Ihr kühner Vorschlag durchbricht sämtliche Fragen nach der Ontologie des Körnerbrötchenähnlichen: "Wie wäre es mit einem Korneck?" Genial, nicht die Quadratur des Zirkels, aber doch die Verwinkelung des Körnerbrötchens. Fast alle fundamentalen philosophischen Probleme können an Verkaufstheken paradigmatisch werden....

Goedart Palm


"Was ich mir wünsche"

Erich Mielkes schönste Fantasie bestand darinl, von Kellnern und Bediensteten zu verlangen, dass man führenden Staatsrepräsentanten ihre "Wünsche von den Augen abzulesen" habe.  Wenn das Volk die Wünsche seiner liebenden und geliebten Führer erkennt, die selbst redend nie anders als legitim und volksnah sein können, wird Zwang von einer projektiven Sekunde zur nächsten zur Freiheit. In dieser Konstruktion sozialistischer Liebe, die einige Affinität zur kantischen Pflichtenethik aufweist, macht die Unterscheidung von Demokratie und Diktatur keinen Sinn mehr...

Goedart Palm

Ideal und Ideologie

Dass das Ideal von der Ideologie im schlechten Wortsinne, sprich: Lug und Trug, nicht weit entfernt ist, hatte Pierre-Joseph Proudhon mit der antireligiösen Feststellung „Wer Gott sagt, will betrügen“ markiert. Bei dem politisch höchst vorbelasteten Carl Schmitt lautet das säkulare, aber nicht weniger spektakuläre Remake: „Wer Menschheit sagt, will betrügen“. Allerdings mag es mitunter nicht minder ideologisch sein, sich von Ideologie freizuzeichnen. Denn dass alle Menschen ihr Korsett von unüberprüften Überzeugungen mit sich herumtragen und notfalls mit Herzblut verteidigen, dürfte unstreitig sein. 

Goedart Palm

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