6/30/2012

Pop up: Das Desinteresse an der Kunst

Statistiken mögen uns viel erzählen. Das Interesse der Menschen an Bildender Kunst will mir äußerst gering erscheinen, wenn ich Orte besuche, die längst wieder reklamieren können, reine Musentempel zu sein. Museen und Kirchen teilen sich das Schicksal, ihre Anhänger zu verlieren. Zwar gibt es mitunter hochgejazzte Ausstellungen, die jeder glaubt, in sein Kunstbetrachtungsrepertoire eingliedern zu müssen. Etwa gegenwärtig "El Greco" in Düsseldorf, so wenig viele Besucher auch nur einen Anflug von Verständnis für diese wilde Malerei entwickeln können. Das Besucherinteresse ist kaum von Prätention zu unterscheiden. Wirklich bezeichnend sind andere Impressionen. Museum Ludwig, 30.06.2012: Claes Oldenburg zieht keine Besucher an, so wenig wie Yvonne Rainer oder Kasper Königs Nichtvollendungen. Es ist angenehm, sich in diesen weltabgewandten Heterotopien zu bewegen. Diese Ausstellungen sind verdienstvoll, ich würde sie nicht missen wollen, aber die Gesellschaft von Claes Oldenburg reizt offensichtlich außer mir  "Samstag mittags in der City" kaum einen. Der Reiz des Pop, des Postpop ist dahin. Dabei präsentierte sich diese Kunst so antiesoterisch, wenngleich schon beim ersten Anhub niemand so recht glauben wollte, die Kunst fände nicht mehr im Saale statt. Inzwischen ist der verwelkte Pop ein reines Insider-Phänomen, eine Avantgarde, der keine Truppe folgte. Wenn ich einen Ort für einen toten Briefkasten wählen müsste, würde ich eine Warholsche Brillo-Box im Museum Ludwig wählen. Dass eine Kunst, die weiland doch als Ewigkeit alltäglichen Seins erschien, Patina ansetzt, belegt Claes Oldenburgs Material. Das Mouse Museum atmet Muffigkeit. Die Witze erscheinen wie verblasste Pointen eines sich alles einverleibenden Nostalgiediskurses. Das Material löst sich wieder aus seinem Kunstzusammenhang, es verwandelt sich zurück in das Apriori der Kunst. So wird auch eine Brillo-Box einstmals wieder Interesse auslösen. Wer oder was war "Brillo"? Vielleicht könnte uns uns Warhol weiterhelfen, wenn wir nur wüssten, was der mit Brillo zu tun hatte. Fragen über Fragen, die das Weltschicksal kaum beeinflussen werden. 


Goedart Palm

6/29/2012

EM 2012

Die Europameisterschaft war wieder ein Diskurserlebnis der Sonderklasse. Großartig die Unzahl panegyrischer, beschwörender, prophetischer, inbrünstiger etc. Formulierungen, die aus der Tiefe des semantischen Raumes auf uns hernieder kamen. Die Kommentatoren vertreiben das pure Nichts. Mitunter entsteht der Eindruck, dass einige Sprecher wie etwas Mehmet Scholl das, was sie sagen, sogar ernst nehmen. Hier darf doch eigentlich jeder reden, jeder wissen und gleichzeitig die ganze Lächerlichkeit des Augurentums erleben. Der Ball ist rund, d.h.: Das Nichtwissen, der Zufall, das Chaos sind nicht zu eskamotieren. Das Ereignis ist nicht vorhersehbar. Strategien und Taktiken eignet Lächerlichkeit. Doch was soll man schon sonst tun, wenn man nicht schießen kann? Analyse plus Kartoffelchips, kostengünstiger Nationalismus und virtuelle Teilnahme erheben uns ein wenig über den Alltag. Eigentlich sollte immer Europameisterschaft sein....

Goedart Palm

6/28/2012

The crooked fiddle band - Schnelltipp

Hört sich streckenweise so an, als hätte die New Model Army die Instrumente etwas umgruppiert und da weiter gemacht, wo Fans im Hörerlebnis von "Thunder and Consolation" sehnlichst Fortsetzungen erwarteten. Knallharte Violingewitter über und aus sämtlichen Fiddle-Himmeln prasselnd, kompromisslos phrasiert und daher Musik mit äußerstem drive. We need it. We love it...

Goedart Palm

6/27/2012

"Wir müssen lernen..."

Essays, die mit dieser Phrase arbeiten, sind meistens erkenntnisschwach. Die Zukunft wird zu einem moralischen Programm. Als ob die Zukunft auf diese beschworenen Lernbereitschaften warten würde... Die Verhältnisse selbst avancieren zum Lernprozess, als ob das noch jemand mitteilen müsste. Gegenüber diesen langweiligen Selbstverständnisanimatoren sind jene zu loben, die ihr Talent auf genauere Analysen verwenden. "Wir müssen lernen..." ist die triviale Variante der vormals beschworenen Apokalypsen.

Goedart Palm

Bedingt originell

"Ich weiЯ, Sie kennen mich nicht und ich kenne Sie nicht, Dieses Geschдft ist dem Umstand zu verdanken, dass mein verstorbener Klient aus seinem Heimatland Uganda, getotet wurde wegen seiner homosexuellen Ausrichtung. Mein verstorbener Klient Herrn David Kato hat die Dokumente ueber sein Vermoegen bei mir hinterlegt, bevor er ploetzlich in seinem tot verschied. Sein Vermoegen belaeuft sich auf $120 Millionen U.S. Dollars."

Dass einer "ploetzlich in seinem tot verschied", der wegen seiner "homosexuellen Ausrichtung" getotet war, besiegelt den Tod gleich mehrfach. So sollen wir wohl an die vormalige Existenz dieses imaginären Köders glauben, um danach gleich die Gier nach dessen Erbe zu spüren. Ist schon ein simpler Psycho(ver)loge, der da sein armseliges Geschichtchen zusammenbastelt.

Wider die Kampfradler

http://www.facebook.com/KampfdenKampfradlern

Eine Seite, die sich auch die Bonner Verkehrsverantwortlichen mit großem Gewinn durchlesen würden/sollten/müssten. In Bonn vermag ich keine Reduktion dieses Verkehrsteilnehmertyps zu konstatieren. Auf gewissen Wegen ist es nicht ratsam, einfach so aus der Haustür zu treten. Am besten verspiegeln wir bald alle Straßen, um die Gefahr im Rücken zu signalisieren. Es sei denn, die Polizei würde nachhaltiger auf Regeln hinweisen.

Goedart Palm

Baggertrauma

Gerade lese ich, dass ein Zehnjähriger mit einem Briefkastenschlüssel einen Bagger startet und "losbrettert". Wo ist mein Briefkastenschlüssel? Gerade fällt mir noch rechtzeitig ein, dass der Akteur, an den ich denke, ein Jahr älter ist. Glück gehabt!

Goedart Palm

Die totale Autoreferenz - von Paris zu Beuys

Spiegel-Online konstatierte, Paris Hilton sei "dafür berühmt, berühmt zu sein". Das trifft es. Ableiten lässt sich daraus ein allgemeines Mediengesetz. Die Selbstreferentialität von Medien nimmt zu. Journalisten schreiben über die Texte von Journalisten und behandeln die News über die News als News. Die Selbstreferenz garantiert eine unbedingte Produktion, die sich nicht um Außenweltbezüge bekümmern muss. Zugleich stabilisiert sich das System in Bezug auf seine Werte: Die Berühmtheit macht die Berühmtheit. Andere Beispiele gibt es zahlreich. Der Kunstbetrieb prätendiert Werte (Prestige des Werks, historische Bedeutung, Verkaufspreis etc.), weil es anders keine Kunst wäre. In dieser autoreferentiellen Schleife arbeiten alle daran, dass der prätendierte Wert akzeptiert wird, um daraus dann neue Werte abzuleiten. Typisch sind etwas Mischungen höchst verschiedener Werthaltigkeit. Alte, approbierte Werke werden mit Newcomer-Werken vermischt, sodass der Wert gleichsam kontaminiert. Alles wird mit Bedeutung ausgestattet, wobei die Frage von Inhalten, Qualitäten jenseits dieser Betrachtung (z.B. Handwerk) oder externe Bezüge bestenfalls marginal sind. Selbstreferentielle Wertproduktion kann sich nahezu kontingent auf Umstände einrichten. Der Begleitdiskurs verrät das, ohne dass größere Teile des ohnehin bedingt wichtigen Publikums darauf reflektieren, dass auch völlig andere Aussagen möglich wären. So kann man über Kunst reden, wie man will, solange die Selbstreferentialität des Betriebs gewahrt bleibt. Diesen Betrieb kann man nicht  verlassen, wenn dessen Codierungen fortgeführt werden. Wenn also der Begriff "Kunst" verwendet wird, ist das bereits ein Etablierungsprozess, der die Selbstbezüglichkeit des Systems fördert. Die hypertroph eingesetzte Begrifflichkeit der "Autonomie" impliziert, dass der Diskurs genauso freigestellt wird wie die Artefakte selbst. Auch so mag man den Totalitarismus des Worts "Alles ist Kunst" verstehen.

Goedart Palm

6/26/2012

One plus One

In den sechziger Jahren war Jean-Luc Godard der cineastische Großmeister schlechthin. Die Mischung von One plus One war brisant: Black Panther, The Rolling Stones, Jean-Luc Godard, London 1968. Eine Montage aus Proben der Stones, Spielszenen, running stills. Heute nicht mehr shocking, die Black Panther sind revolutionäre Schwätzer, die mit dem üblichen dogmatischen Duktus auftreten. Im Interview wissen sie alles, die Praxis lässt zu wünschen übrig. Die Stones sind nicht schlecht, aber weit entfernt davon, genialisch zu erscheinen. Mick Jagger ein Sexsymbol? Das setzt Fantasie voraus. Auch "Sympathy for the Devil" hat seine diabolischen Grenzen. 



Running stills: Der Porno- und Pulp Fiction-Verkäufer verkauft seine Schmuddellektüre für den Führer-Gruß. "Cinemarx" und "Sovietcong" sind zwei Wörter, die deshalb noch lange keinen Sinn machen. Godard montiert und montiert, bis die Erkenntnis dämmern soll, dass Politik und Pulp keine diskreten Größen sind. Das Wort "Ausbeutung" sagt nicht viel über die Verhältnisse und Godard filmt keinen Essay, sondern eine Collage. Die analytischen Sätze sind einige Fetzen von Fremdtexten, etwa jene Beschwörung des schwarzen Mannes über die Kolonisierung seines Geistes durch die weiße Frau ("I believe that all these problems - particularly the problem between the white woman and the black man must be brought out into the open, dealt with and resolved. I know the black man’s sick attitude toward the white woman is a revolutionary sickness. . . The price of hating other human beings is loving oneself less."). Eldridge Cleaver ("But we were also Marxist in our orientation, which is like totally economics. Do you see what I'm saying. So we understood the relationship to our freedom and our access to our economic remuneration and not just a little job because that is whimsical. The man on top can change that any time he wants to." ) ist zugleich KING KONG. Welche Naivität, der Mythos des Mannes an der Spitze, der alles ändern kann, der liebe Gott? Der gleiche Programmatiker verkündet: "All the gods are dead except the god of war." Godard ist auf derselben Höhe der Krieg-Kultur-Logik: "..to make the film simply as possible, almost like an amateur film. What I want above all is to destroy the idea of culture. Culture is an alibi of imperialism. There is a Ministry of War. There is a Ministry of Culture. Therefore, culture is war." Zwar lange vor Huntington gesagt, aber höchst kurzschlüssig, denn längst war Godard zu diesem Zeitpunkt selbst ein hoch akzeptierter Exponent eben dieser Kultur, von der man bestenfalls/schlechtestenfalls sagen konnte, dass sie alles absorbiert, weil der unfreiwillige Mix schon vor der Postmoderne zum Medienstandard wurde. 
 
Doch diese Kritik ist vordergründig. Der Film hält ein Versagen fest, das zu riskieren mehr wert war als ein Großteil der Filmproduktionen jener Jahre auch nur ahnte. Godard wollte, wie auch in diversen anderen Filmen, das Medium in seiner Analyse politischer wie kultureller Verhältnisse selbst sprechen lassen. Das Medium ist die Botschaft der Botschaft. Die Bilder existieren nur noch in Überlagerungen, sie dekonstruieren sich, wenn sie aufeinanderprallen. Die Organisation des Films selbst wird zum Thema, ohne den unverbindlichen Weg reiner Experimente zu gehen. Fundamental: Was kann ein Film aussagen? Der Film begründet keine neue Wirklichkeit, sondern kommentiert sie, ohne sich noch länger auf seine Mittel verlassen zu können. Daraus entsteht Chaos, ein Chaos, das eben nicht dem der vorgängigen Wirklichkeit so fremd ist. Damit folgen auch diese Demontagen der Ordnung mindestens untergründig einer Korrespondenz von Wirklichkeit und Film. Wie oft die Wahrheit in der Sekunde aufleuchtet, ist freilich nicht zu parametrisieren. 
 
Goedart Palm

Gehirnjogging und Update

Die permanente Updateritis hat immerhin den Nutzen, sich kognitiv auf neue Verhältnisse einstellen zu müssen, durch einen veränderten Kontext zu "stiefeln", sodass Routinen mehr und mehr zur Glückssache werden. So beginnt jeder Tag mit dem kreativen Risiko, dass ein neuer Hindernis-Parcours auf uns wartet.

Goedart Palm

6/25/2012

Gottschalk versus Bohlen

Wenn Gottschalk und Bohlen als neues Casting-Team, verstärkt um Frau Hunziker, Supertalente suchen würden, gäbe es wahrscheinlich nur noch Verlierer. Denn die Konzepte, wenn wir mal diesen Euphemismus wählen, sind viel zu verschieden, als dass daraus eine der üblichen Mogelpackungen der Fernsehunterhaltung würde. Das ist disparater Unfug, was wiederum selbstverständlich allen Beteiligten geläufig ist. Deswegen wird es eine solche Casting-Show nicht geben...


Goedart Palm

Von der Jakobsleiter zum Düsenjet (Anselm Kiefer)


Zu der Ausstellung: Am Anfang - Anselm Kiefer. Werke aus dem Privatbesitz Hans Grothe
20. Juni bis 16. September 2012

Anselm Kiefers Malerei ist mächtig, groß, brutistisch, erdig, rostig... Sollen wir sie loben? Ein Problem dieser Malerei ist die allpräsente Symbolik. Als ob wir es nicht gewusst hätten, wird noch semantisch markiert, was vielleicht eine Interpretation ermittelt hätte. Kiefer hilft hier dem Betrachter immer nach. Symbole gehören per se zum Instrumentarium der malerischen Sinnvermittlung: Eine Blume, die Liebe oder Glauben symbolisiert, eine Waage, die allegorisch die Gerechtigkeit signiert. Das ist ein Standardverfahren, das nicht zwingend dadurch desavouiert wird, dass Symbole subjektivistisch interpretiert, modifiziert oder gar konterkariert werden. Warum aber beschleicht mich der Eindruck, dass diese Malerei ihre Symbole aufdrängt? Warum entsteht der Eindruck, dass diese Symbole aus Schwermetall sind, sich dann aber bei näherem Zusehen in Beliebigkeiten verwandeln? Sicher führen mythengeladene Symbole zu mehr oder weniger wilden Assoziationen. Irgendwie und irgendwo quillt hier dickflüssig Geschichte in ihren zahllosen Bezügen hoch. Wenn alles wichtig wird, ist das Risiko hoch, dass nichts wichtig ist. Hier erleben wir ein altes Dilemma der Kunst. Das Kiefersche Bilderleben zwischen Katastrophe, Untergang und Neubeginn macht einen so zufälligen wie kalkulierten Eindruck zugleich, ohne dass bereits für die Verifikation des künstlerischen Genies halten zu wollen. Hier entstehen permanent projektive Räume, in denen man von Symbolen erschlagen wird, die selbst so massiv gestaltet sind, als müsse man ihrer schwindenden Verbindlichkeit mit den massig-massiven Formen widersprechen. Hinter dem Teutonisch-Titanischischen versteckt sich das preußisch Bürokratische. Kennen wir die Besucher irgendwelcher Ausstellungen mit ihrem "Ach, wie schön" geht es hier (scheinbar) in die andere Richtung: "Ach, wie schrecklich, wie erhaben, wie..." Ja, wie eigentlich? Es ist ein gemalter Jargon der Eigentlichkeit. Es ist so - im mehrfachen Wortsinn - schrecklich authentisch, dass man es nicht glauben mag. Einfach gesprochen: Wir erleben den Höhenflug einer Prätentionsmalerei, die sich so wichtig und unmittelbar nimmt, dass wir ihre offiziellen Akzeptanzen gut verstehen können.   

Goedart Palm

6/24/2012

Rheinromantik - Siebengebirgsmuseum 24.06.2012

Warum werden Landschaften als romantischer "Gegenstand" wichtig? Es sind Gefühlslandschaften, die in der Reflexion des sich erfindenden Subjekts entstehen. Wer also Landschaften betrachtet, sollte sie als Psychogramme lesen. Jene subjektive Landschaft, die auf das empfangsbereite Subjekt stößt, findet wiederum in der Rezeption einen Beobachter, der sich in das Verhältnis dazu setzen muss. Mit einem Wort: Die Romantik, die sich in Zuständen verliert, oft zu delirieren scheint, ist eine reflexive Befindlichkeit. Während die Aufklärung zuvörderst über die "Welt da draußen" und zugleich über die Wahrnehmungs- und Anschauungsformen reflektierte, bricht in der Romantik die bereits zuvor fragil gewordene Subjekt-Objekt-Beziehung vollends auf. Beispiel Heinrich Heine: Ein tiefes Gefühl, ein Leiden und die sichere, ironisch distanzierte Selbsterkenntnis. Romantiker kann man nun nur noch in der Distanz sein. Alles andere sind Regressionen von späten Romantikern, die jene fundamentale Spaltung des Gefühl leugnen wollen. Das führt dann schnell in die Behaglichkeit des Biedermeierlichen, die bourgeoise Bewusstlosigkeit gegenüber den Anmutungen des Industriellen. 


Goedart Palm


Mehr zum Thema >>

Virtueller Blüthenstaub Goedart Palm 13.01.2008
Virtueller Blüthenstaub  Teil 2 Goedart Palm 26.01.2008
Von der Romantik, dem deutschen Wesen und anderen unheimlichen Zuständen


6/23/2012

Die kleinen Freuden der Medienethik

Medienethik ist ein Tummelplatz für Medientheoretiker mit viel Zeit und überschaubaren Ideen. Dabei ist es die größte Suggestion zu glauben, eine Disziplin dieser Art hätte irgendwelche praktischen Effekte. Ohnehin ist ja die Begrifflichkeit der praktischen Philosophie eine Prätention. Längst gibt es genügend Maximen, die aber viel zu allgemein sind, schlecht verkoppelt mit juristischen und ökonomischen Maßgaben und blass in ihrer "Anwendung'" auf medial-technische Voraussetzungen bleiben. So sind dann vor allem Kongresse, Symposien und Papers das übliche Geschäft der Medienethik, die ohnehin den inneren Kreis nicht überwindet. Vielleicht wäre es gut, einen Lehrstuhl für kreative Medienethik zu schaffen, was aber - das befürchten wir - auf seine paradoxe Selbstabschaffung hinauslaufen könnte.

Goedart Palm

6/21/2012

Sein oder Schwachkopfsein

Sehr geehrter Kunde,


Wir versuchen, Ihnen in Verbindung setzen viele Zeit, aber Sie sind nicht verfügbar
Bitte wir brauchen, um Ihre Rechnungsinformationen online per Mausklick zu aktualisieren, um der Follwoing Link-

...

oder per Telefon, wird Update online verfügbar sein 48-Stunden.

Wenn Sie nicht aktualisiert Ihre Daten Ihr Konto wird geschlossen
innerhalb von zwei Werktag



Also ich meine, die Aktualisierung von Syntax und Grammatik ist das Mindeste, was ich hier in Zukunft erwarten darf, wenn ich mal so richtig "reingelegt" werden soll. Allerdings bei diesem Niveau wird "zwei Werktag" schwerlich reichen. Oder diese Betrüger sollten mal an einer sauberen Betrugssoftware arbeiten, die wenigstens in der Lage ist, ein Geschäftsschreiben identisch zu übernehmen. Das ist eine bescheidene Forderung, wenn man "in Rechnung stellt", wie wenig bescheiden die Absichten der "Follwoing Link"-Corp. sind. 


Goedart Palm

6/19/2012

Sicherheit und Stadtteil


Bonner sind besorgt um ihre Sicherheit notiert heute der General-Anzeiger. Diese Nachrichten häufen sich.  Inzwischen darf man sich fragen, wo es sich in Bonn, der Stadt, wo doch die Menschen nach der jüngsten Umfrage so gerne leben, sicher leben lässt. Die Frage berührt mehr als diese Sonntagsumfragen, wie schön es am Rhein ist. Wenn man bestimmte Viertel nachts nicht mehr passieren kann, ist es in Bonn nicht schön. Umfrage hin oder her. 

Was berührt mich der Kulturinfarkt, wenn längst der Sicherheitsinfarkt, so es denn Abnehmer für diesen Terminus geben sollte, droht. Es ist ohnehin grotesk, wenn in Bonn eine Wache in das Bonner Loch verlegt wird und dann dort offensichtlich genügend Umtriebe zu beobachten sind, die doch gerade mit dieser originellen Maßnahme bekämpft werden sollten. Es fehlt an kreativen Sicherheitslösungen - bis dahin sollte wenigstens eine Dauerpatrouille den Godesberger Stadtpark bereichern. Allerdings könnte die Nachfrage nach solchen Maßnahmen auch in anderen Stadtteilen, dem genannten Artikel des GA nach, steigen. Sicherheit ist auch ein, wenn nicht gar ein zentrales Moment von Stadtteilkulturen. 

Goedart Palm

6/18/2012

"Zäpfchenhaftigkeit" - Medi-Kamentierung als Selbstreferenz


"Claudia Bischoffs Naivität ist wichtig für die hinterhältige Zäpfchenhaftigkeit dieser Sendung" lese ich heute bei SPIEGEL-Online. Weder kenne ich die Sendung noch Frau Bischoff, auch nicht den Autoren dieses Satzes. Aber schon glaube ich an die "Zäpfchenhaftigkeit" dieses Verdikts. 

6/17/2012

Das Geheimnis des Fußballs

Die Kombination von Zielstrebigkeit und Zufall produziert jenes Drama, das uns fesseln kann. Hieraus lassen sich allgemeine Kriterien für das Drama ableiten.

Goedart Palm

6/16/2012

Beethoven und Herr Norbert Lammert

"...was von dieser Generation übrigbleiben wird, sind nicht die Bahnhöfe, Flughäfen oder Steuergesetze, sondern das Selbstverständnis, das sich auf den Schöpfungen von Kunst und Kultur gründet."

Ähnliche Feststellungen hört man seit Jahrzehnten auf Kulturveranstaltungen aller Sorten. Was mich bei diesen Sprüchen immer so wundert, ist die Vermessenheit zu glauben, man wisse, was spätere Generationen, so überhaupt der Begriff noch zulässig sein dürfte, nun denken oder nicht. Dass sich in fünf Jahrzehnten Menschen überhaupt noch für das kulturelle Selbstverständnis - was immer das sein mag - ihrer Vorfahren interessieren, will mir als müßige Spekulation erscheinen. Noch mehr aber die Vorstellung, nun müsse sich dieses Selbstverständnis gegenwärtig entsprechend entwickeln, um halt jene Nachfahren zu - ja was denn? - beeindrucken, wie großartig ihre Vorfahren respektive deren kulturelle Überzeugungen waren. Und drückt sich das etwa aus in der korrekten Rezeption Beethovens? Solche Sätze wie der von Herrn Lammert sind gut gemeint, als Appell, Motivation oder gar Projekt vermag ich sie nicht zu verorten. Niemand kann ein kulturelles Selbstverständnis als Prätention oder volitives Projekt betreiben. Gerade der Bezug auf dieses Selbstverständnis macht erst klar, wie wenig selbstverständlich hier noch irgendetwas ist... Und im Übrigen: Sind nun von den alten Ägyptern vorrangig die Pyramiden übrig geblieben oder deren Selbstverständnis? Letztlich ist es doch so, dass die Pyramiden jenes Selbstverständnis ausdrückten wie heute vielleicht Bahnhöfe und Flughäfen. In Lammerts Rede drückt sich der alte, übrigens sehr teutonische Gegensatz von Kultur und Zivilisation aus. Mein kulturelles Selbstverständnis würde darin bestehen, diesen Gegensatz für ein kulturreduktionistisches Modell zu halten.

Goedart Palm

6/15/2012

Bonner lieben ihre Stadt!?

Das Ergebnis dieser repräsentativen Befragung will mir weitgehend als Konstrukt ohne Aussagewert erscheinen. Kontrollfrage: Hassen Sie Ihre Stadt? Wie viele Bürger würden das mit "Ja" beantworten? Vielleicht die Bewohner von Tschernobyl, wenn es denn dort Bewohner geben sollte.

Wer bliebe schon dauerhaft in einer Stadt, die er nicht für erträglich hält. Man richtet sich halt ein - im mehrfachen Wortsinne. Denn auch die emotionale Einrichtung in einer Stadt ist ein Standard. Mitunter sagen Köln-Besucher, die Stadt gefiele ihnen nicht so gut. Für mich ist es eine der schönsten Städte der Welt, so ist das halt, wenn man zahlreiche sozioemotive Bindungen an eine Stadt hat. Im Übrigen vermag ich nicht zu erkennen, welche politischen Maßgaben aus solchen blassen Akzeptanzen von Bonn zu gewinnen wären, die hier in der "repräsentativen" Befragung zum Ausdruck kommen.

Die Befragung lässt sich wohl so zusammenfassen: Wie finden Sie Bonn? Jooh, schön, jooh, wat soll ich sagen? Et raint nur manchmal zo vill...etc. Ernst beiseite: Wenn ich einkaufen will, fahre ich nach Köln oder nach Amazonien. Da finde ich meistens, was ich suche.

Goedart Palm

6/14/2012

Fußballnationalismus

Es lohnt sich bei Fußball-Europameisterschaften immer nach Phrasen zu fahnden, die nationale Dimensionen da herausarbeiten, wo es längst keine mehr gibt. Daily Mirror am 14.06.2012 zum Spiel der Deutschen in der letzten halben Stunde mit der Absicht, das Ergebnis zu halten: "They held their nerve, though, as Germans tend to do." Tend to do!

Goedart Palm

Fahrrad Rambos

Vor einigen Tagen sah ich einen Vater, der zusammen mit seinem Sohn in verkehrswidriger Weise auf dem Bürgersteig per Rad preschte. Zu seinem Sohn gewandt meinte er: "Bonn ist eine Fahrradhasser-Stadt....". Er fuhr dann ungerührt weiter in die Fußgängerzone hinein. Wahrscheinlich bezog sich sein Vorwurf darauf, dass ihm das Verständnis fehlte, überhaupt noch Fußgänger in der Innenstadt anzutreffen. Auf die Idee, dass er Fußgänger belästigt, kam dieser Rüpel augenscheinlich nicht. Es ist inzwischen in der Fußgängerzone, auch  in den eigens ausgeschilderten Verbotszonen, zu beobachten, dass immer mehr Fahrradfahrer rücksichtslos unterwegs sind. Der Stadt scheint es egal zu sein...

Mehr zu Fahrrad-Rambos heute bei Telepolis >>

6/13/2012

Neue Männer braucht das Land

Der Titel von Ina Deter ist textlich nicht sehr weit von der semantischen Beliebigkeit der Hitparade entfernt. Die verstreuten Begriffe einer 80er Jahre-Trendiness verschlagen wenig. Brauchte das Land neue Männer oder Frau Deter seinerzeit einen Hit? Das Lied steht für die auch von anderen Medien immer wieder forcierten Aufbrüche, die in der Retrospektive dann ein nullum sind. Die wirklichen Zäsuren liegen nicht da, wo Trendessays sie vermuten. Wer den Begriff "Trend" im Titel führt, lügt ohnehin.

Goedart Palm

Casanova vs. Kant

Wenn man aus den wirklich spannenden und historisch eminent wichtigen Detailaufnahmen einen Rückschluss auf Casanova ziehen möchte, wird schnell klar, dass die Instrumentalisierung anderer Menschen bei ihm im Mittelpunkt seiner Vorgehensweisen steht. Er handelt stets so, dass der andere immer auch Mittel seiner jeweiligen Ziele ist. So steht er gegen Kants Maxime. Hier erweist sich aber, dass die moralische Frage damit längst nicht zum Nachteil Casanovas entschieden ist. Denn Casanovas Gaunereien erscheinen verzeihlich. Er ist ein mehr oder weniger weltmännischer Hallodri, dessen fundamentale Metapher das "Fortkommen" ist. Er will ungebunden sein und zieht seine Bahnen durch Europa. Vielleicht ist diese Unbändigkeit der Grund, dass ihm selbst die Flucht aus den Bleikammern Venedigs mit großartigen Einfällen gelang. In einer solchen aussichtslosen Situation mit den residualen Mitteln eines schlimmen "Knasts" zu zaubern hat ihm kaum einer nachgemacht. In der Logik der Gegenüberstellung gilt: Kants Zwecktheorie ist seiner Immobilität geschuldet. Man muss immer in Königsberg bleiben, um den Menschen so zu verzwecken.  
Casanova dagegen ist ein weltläufiger Vermittler, ein Mann der Medien in mehreren Wortbedeutungen.

Goedart Palm

Böses, allzu Böses und viel Geld

"Die satanischen Regierung von Ghadafi war Bombardierung uns dann auch unsere Kinder und hilflose Frauen und dieser hat trigered Masse Ausgang der Bewohner Misrata nach Mali und anderen Ländern in der Sahara, wir haben in unserem Gewahrsam die Summe von $ 21 Millionen Dollar, die konnten wir aus den Kassen der Zentralbank nehmen, wie die ganze Schatz wurde mit Ghadafi bösen Mächte auf die Ankunft der Alliierten abnadoned worden Kräfte, wir sind dringend auf Ihre Hilfe, wie man das Geld auf Ihr Depot unterbringen entweder sendet es durch einen diplomatischen Mitteln zu Ihnen oder über Ihr Bankkonto. Jetzt, wo der Verräter ist Ghadafi tot ist, benötigen wir Ihre Hilfe, um heimlich zu bewegen, das Geld, da kann niemand erklären oder zu verfolgen, in irgendeiner Weise oder Form."

Warum denn jetzt nach dem angeblichen Ende des Schreckens Geld heimlich transportiert werden muss, erschließt sich vordergründiger Logik nicht. Diese Texte atmen den Geist oder Ungeist der Schizophrenie, doch gleich dahinter kommt das viele Geld. Davor ist alles komplex, allzu komplex, da fragt man doch nicht nach Details. Hauptsache, das Geld stimmt! Wie immer! Wer reagiert auf solche Geschäftsmodelle noch?

Goedart Palm

Jonathan Meese oder die perennierende Langeweile

Wenn ich diesen albernen Hitler-Gruß sehe, diese Volksschreck-Pose aus der Rumpelkammer, wenn ich dieses Gerede, wie autonomautonomautonom die Kunst denn sei, höre, als habe es diese Diskurse nicht bereits ad nauseam gegeben, wenn ich diese intentionale "Ich bin ein Kind und darf kleckern, wo ich will"-Attitüde erlebe, dann muss ich gestehen: Ich finde das grauenhaft langweilig. Da Meese aber zweifelsohne Zeitgeist genannt werden darf, lässt mich das den Glauben an diesen vergessen.

Goedart Palm

6/12/2012

Aladin II Niebel Teppich

An die Vorstellung, deutsche Minister kaufen sich im Ausland sperriges Kunsthandwerk und lassen es von öffentlich finanzierten Flugzeugen transportieren, würde ich mich nicht gewöhnen wollen. Wer hätte nicht im Ausland schon hin und wieder Möbel und ähnliche "immobile Mobilien" entdeckt, die leider nicht exportiert werden konnten, weil der Transportvorgang zu aufwändig und/oder die Kosten zu hoch wären. Das Souvenir ist im Prinzip das klassische Surrogat. Dass ein Minister dann mal eben sagt, ach ja, das verzolle ich nach, das war´s dann aber auch wirklich, ist eine "Schwamm-darüber-Politik", die Demokraten m.E. nicht akzeptieren sollten.

Goedart Palm

Alltagsepiphanie: Abstinenzler

Da zieht einer durch die Straßen mit offener Bierflasche in der einen und Kippe in der anderen Hand. Für sich betrachtet kein aufregender Vorgang. Doch: Es regnet in Strömen! Das Bier verdünnt sich rasant, die Zigarette wird erlöschen. Jetzt wird es klar. Der Passant hat sein eigenes Entwöhnungsprogramm entwickelt. Er nutzt die Naturgewalten gegen seine Sucht.

Goedart Palm

6/11/2012

Skammerpoesie Teil 3423



Guten Tag 


Ich hoffe, dass dieser Vorschlag trifft Sie in einem guten Zustand der Gesundheit.Ich brauche deine Hilfe zu übertragen und invest Fonds, die als Gewinn gemacht durch meine Filiale angesammelt. Alles, was erforderlich ist, um die Mittel übertragen hier ist Ihr Name auf dem Konto halten die Mittel zu programmieren. Dies machen Sie praktisch ein Kunde der Bank.

Ich führt Sie dann zur Antragstellung für die Überweisung der Mittel zu Ihrem angegebenen Bankkonto. 40 % Der Mittel erhalten Sie für Ihre Rolle. Wenn Sie zurück zu mir mit Ihrer physischen Kontakt Adresse und direkte Telefonnummer bekommen, werden wir die Überweisung innerhalb einer Woche vervollständigen. Mr. Albert Nash 



Was hier besticht ist der subtile Wechsel vom "Sie" zum "Du" zurück zum "Sie". Charmant der Hinweis auf die Gesundheit, weil in der Tat Leute mit schwachen Nerven die Mittel nicht auf Ihren Namen "programmieren" lassen sollten. Fair!
Aber besonders pointiert ist eben in plain and simple style, fast Hemingway: "Der Mittel erhalten Sie für Ihre Rolle." Da weiß man gleich, wie wichtig Rollen sind. Und weiß noch viel mehr...


6/08/2012

Aladin Teppich Niebel

Ob nun der Teppich fliegt oder eher Niebel, wird sich noch erweisen. Aber Vertrauen in diese Art von Amtsgebrauch vermag ich nicht zu entwickeln. Die viel monierte Einstellungspraxis des Ministeriums rundet das Bild bzw. den Geschmack ab. Interessant für das Politikverständnis der Bundesrepublik Deutschland wird nun die Frage sein, ob das skandallogisch schwerer oder leichter als ein Plagiat wiegt. Die unmittelbare Verschaffung eines Vorteils im Amt scheint mir der gravierendere Vorgang zu sein, zumal über Bagatellgrenzen im Gesetz m.E. hier nichts gesagt ist.  Zur Kontrolle: Man überlege, wie man diesen Vorgang nennt, wenn es kein Minister gewesen wäre. Wer hat eigentlich den Teppich geknüpft? Wie teuer wäre der Teppich hier gewesen? Diese Einfuhrpolitik ist untragbar.

Goedart Palm

Bad Godesberg nachts um halb eins...Teil II

Heute präsentiert der GA das Thema erneut ausführlich. Klar ist: Law and Order ist zu wenig, aber manchmal ein guter Anfang. Sozialstrukturen verändert niemand von heute auf morgen. Vitale Wohn-, Rekreations- und Einkaufszonen sind unter den bestehenden Bedingungen allenfalls langfristig zu verändern. Immerhin mag man darüber nachdenken, dass Toleranzgrenzen frühzeitiger aufgezeigt werden müssen.

Denn letztlich ist das Schema immer gleich: Erst sind es Kleinigkeiten, Flegelhaftigkeiten, Ungezogenheiten hier und da und dort. Das Klima verschärft sich schleichend, weil offenbar Sanktionen Mangelware sind. Dein MP3-Player unterhält den ganzen Bus, du legst die Füße auf den Sitz und trinkst dein Bier. Wer sagt schon was? Zivilcourage ist ohnehin ein Fremdwort geworden. Freilich aus guten Gründen: Wer lässt sich schon gerne verprügeln, wenn er weiß, dass bestenfalls irgendwer die Polizei per Handy kontaktiert - die dann wahrscheinlich in mehr oder weniger großem zeitlichen Abstand erscheint. Aber warum sollte Bonn, der schönen Stadt am Rhein, gelingen, was anderenorts auch nicht gelungen ist.

Goedart Palm

Design oder Nichtsein

Das bleibt ständig die Frage. Design war ehedem ein Aufmerksamkeitsinstrument. In der Folge verwechselte man es mit Kommunikation. Schließlich wurde es zum Selbstzweck. Design statt Inhalt. Das war die (geheime) Devise. Wir wünschen uns die Wiederauferstehung von Adolf Loos. Möge Design wenn nicht als Verbrechen, so doch zumindest als Ordnungswidrigkeit oder Belästigung angesehen werden. Wenn eine Ausstellung stattfindet, möchte ich die "Zugangsdaten". Ich möchte nicht diesen elendigen Schnickschnack, der keine Attraktion bewirbt, sondern eine Distraktion ist. Verschont mit mit dem bunten Dreck, den Ihr über jedes Plakat, jeden Flyer etc. schüttet. Mir wären lesbare Lettern und ein klarer Inhalt eine echte Gottesgabe. Aber vermutlich sind wir längst nicht da angelangt.

Goedart Palm

6/07/2012

Museumsmeilenfest 2012


In Seven Days Time - Katharina Grosse Revisited

Nun gut, Wahrnehmungskonventionen zu durchbrechen, ist ein inzwischen nicht mehr allzu provokativer Standard. Um überhaupt anzugeben, was denn bei diesem Durchbruch passiert, müsste zunächst die Konventionalität der Wahrnehmung beschrieben werden. Ist Wahrnehmung überhaupt konventionell? Wer buntes Chaos oder bunten Zufall im "öffentlichen Raum" zulässt, stört noch längst keine Wahrnehmung. Jedenfalls meine nicht!

Längst rechnen wir doch mit urbanen Monstren, die mehr oder weniger lustvoll uns an der nächsten Ecke begegnen. Kunst ist keine Überraschung, zum wenigsten dann, wenn eben diese Überraschung andauernd von Kunstvermittlern beschworen wird. Wie sollte ich den ernst nehmen, der mir ein Kunstwerk erklärt und dabei sagt, dass es überraschend sei. Das ist geradewegs das double-bind der Kunstvermittlung, gegen das aus nachvollziehbaren Gründen Künstler nicht protestieren. "Zufall" als Kunstprinzip ist so lange langweilig, bis daraus eine Struktur entsteht, die sich auf mehr als Durchbrechung von Konventionen berufen kann.

Insofern kann sich die Kunst so demokratisch gerieren wie sie will, letztlich endet sie in einer Hierarchie der Formen und Bedeutungen. Gottlob, schon bald kommt eine andere KünstlerIn, die wiederum Wahrnehmungskonventionen durchbricht - ad infinitum. Es beruhigt ungemein, dass diese Konventionen in eben dem Maße nachwachsen, in dem sie dann durchbrochen werden dürfen. Im Prinzip müssten Künstler eine Sozialabgabe leisten an jene, die ihre Sehgewohnheiten wie Festungen verteidigen. Künstler werden jedenfalls nicht arbeitslos, so lange wir uns nur konventionell genug verhalten. Anderenfalls würde das Kunstsystem kollabieren, was geradewegs tragisch wäre für alle jene, die ihr Leben daran gehängt haben.

Goedart Palm

6/05/2012

"Don´t fear the reaper" - oder besser doch...

Eine amerikanische Drohne heißt Reaper, also Schnitter, Sensenmann, Gevatter Tod. Das sagt viel über das Selbstverständnis der Kriegführenden aus. Sie betrachten sich als Schicksal, was sie auch sind. Allerdings befremdet, dass gläubige Regierungen, und das wollen sie doch sein, sich dieses metaphysische Todesregiment anmaßen. Die amerikanische Namenswahl bei diversen Waffensystemen konnte schon je befremden.

Goedart Palm

6/03/2012

Neulich in Nümbrecht...

Kleine Pflanzenstudie, die uns daran erinnert, 
nach Nürnberg zu Dürers Big Show zu fahren. 
Goedart Palm

Leibhymne nicht nur für Juristen

"If I had possession over judgment day", singt Robert Johnson. Wer würde sich nicht gerne in dieser allgemeinsten und doch so konkreten Fantasie wiederfinden?

Goedart Palm

"Ramsauer will mehr Fahrräder in Deutschland"

Die Schlagzeile schreckt mich. In der Rathausgasse in Bonn habe ich mehrfach beobachtet, wie Fußgänger von Radfahrern nicht unerheblich belästigt wurden. Radfahrer jagen ohne jeden Sicherheitsabstand über den Bürgersteig, aus der Tür kommende Passanten müssen jederzeit mit Kollisionen rechnen. Immer wieder hört man von Unfällen. Insbesondere für Kinder stellt das ein hohes Risiko dar.

Hin und wieder kontrolliert die Polizei diese unangenehmen Verkehrsteilnehmer. Einen augenscheinlichen Effekt macht es nicht. Die Fahrradrüpelei wäre nur einzudämmen, wenn Fahrradführerscheine vorausgesetzt würden. Denn diese Radfahrer fahren ohne jedes Unrechtsbewusstsein. Selbst in der Fußgängerzone, die eigens ausgeschildert ist und Radfahren verbietet, sind immer mehr Fahrer zu beobachten, die nicht mal die höchste Dichte von Fußgängern abhält, weiterzufahren und erhebliche Verletzungsrisiken einzugehen. Eine Stadt, die sich so sympathisch geriert, ihre Kultur so dauerangestrengt reflektiert, sollte darüber den Blick auf derlei alltägliche Missstände nicht verlieren.

Goedart Palm

6/02/2012

Schopenhauers Irrtum


Musik als Ausdruck des Willens? Schopenhauer spricht vom „…Abbild des Willens selbst, dessen Objektität (sic) auch die Ideen sind.“ Ähnlich wie Nada Brahma: Die Welt ist Klang (Joachim-Ernst Berendt). Nichts könnte unrichtiger sein. Die Musik stößt einem zu. Sie entwickelt sich aus den Geräuschen, den Klängen der Natur. Später – und dann ist es erst ein volitiver wie intellektueller Vorgang – wird Musik „gemacht“. Reduziert man es dagegen, wie es Schopenhauer tut, auf die „Objektivität“, wird das metaphysische Argument beliebig.

Goedart Palm

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