6/27/2012

Die totale Autoreferenz - von Paris zu Beuys

Spiegel-Online konstatierte, Paris Hilton sei "dafür berühmt, berühmt zu sein". Das trifft es. Ableiten lässt sich daraus ein allgemeines Mediengesetz. Die Selbstreferentialität von Medien nimmt zu. Journalisten schreiben über die Texte von Journalisten und behandeln die News über die News als News. Die Selbstreferenz garantiert eine unbedingte Produktion, die sich nicht um Außenweltbezüge bekümmern muss. Zugleich stabilisiert sich das System in Bezug auf seine Werte: Die Berühmtheit macht die Berühmtheit. Andere Beispiele gibt es zahlreich. Der Kunstbetrieb prätendiert Werte (Prestige des Werks, historische Bedeutung, Verkaufspreis etc.), weil es anders keine Kunst wäre. In dieser autoreferentiellen Schleife arbeiten alle daran, dass der prätendierte Wert akzeptiert wird, um daraus dann neue Werte abzuleiten. Typisch sind etwas Mischungen höchst verschiedener Werthaltigkeit. Alte, approbierte Werke werden mit Newcomer-Werken vermischt, sodass der Wert gleichsam kontaminiert. Alles wird mit Bedeutung ausgestattet, wobei die Frage von Inhalten, Qualitäten jenseits dieser Betrachtung (z.B. Handwerk) oder externe Bezüge bestenfalls marginal sind. Selbstreferentielle Wertproduktion kann sich nahezu kontingent auf Umstände einrichten. Der Begleitdiskurs verrät das, ohne dass größere Teile des ohnehin bedingt wichtigen Publikums darauf reflektieren, dass auch völlig andere Aussagen möglich wären. So kann man über Kunst reden, wie man will, solange die Selbstreferentialität des Betriebs gewahrt bleibt. Diesen Betrieb kann man nicht  verlassen, wenn dessen Codierungen fortgeführt werden. Wenn also der Begriff "Kunst" verwendet wird, ist das bereits ein Etablierungsprozess, der die Selbstbezüglichkeit des Systems fördert. Die hypertroph eingesetzte Begrifflichkeit der "Autonomie" impliziert, dass der Diskurs genauso freigestellt wird wie die Artefakte selbst. Auch so mag man den Totalitarismus des Worts "Alles ist Kunst" verstehen.

Goedart Palm

Impressum

Verantwortlich im Sinne des Presse- und Medienrechts:

Dr. Goedart Palm
53111 Bonn - Rathausgasse 9
Telefon 0228/63 57 47
0228/69 45 44
Fax 0228/65 85 28

Email drpalm at web.de

Haftungsausschluss/Disclaimer
Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben wird nicht gegeben, auch wenn die Seiten mit der gebotenen Sorgfalt erstellt wurden. Im übrigen distanziert sich der Autor der vorliegenden Seiten entsprechend dem Urteil des Landgerichts Hamburg vom 12. Mai 1998 ausdrücklich von den Inhalten dritter Internetseiten. Selbst unabhängig von diesem Urteil, was so fröhlich zitiert und von kaum einem je gelesen wurde, distanziere ich mich grundsätzlich von allen Texten etc., die ich nicht selbst verfasst habe. Für alle Links gilt: Dr. Goedart Palm hat keinen Einfluss auf Inhalt und Gestaltung der verlinkten Seiten. Die Nutzung von Links, die zu Seiten außerhalb der von der hiesigen Websites führen, erfolgt auf eigenes Risiko der Nutzer. Der Verweis auf Links, die außerhalb des Verantwortungsbereiches des Betreibers dieser Website liegen, führt nur dann zu einer Haftung, wenn er von den Inhalten Kenntnis hat und es ihm technisch möglich und zumutbar wäre, die Nutzung im Fall rechtswidriger Inhalte zu verhindern. Für weiter gehende Inhalte und für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcher Informationen resultieren, haftet allein der Betreiber dieser Seiten.