2/28/2013

Clowneske Politik


Das zentrale Dilemma nicht nur des Herr Steinbrück liegt in seiner durch und durch populistischen Semantik, die er auch schon zuvor bemühte. So muss man den ewigen Kampf um die mediale Aufmerksamkeit schlagen und zugleich politische Grobmarkierungen liefern, die einen wählbar erscheinen lassen. Der demokratische Diskurs, der diesen Anforderungen entspricht, hängt sich dann typischerweise an Themen auf, die erregungsgeeignet erscheinen, so banal bis armselig sie bei näherem Zusehen auch sind (z.B. Kanzlergehalt). Eine Demokratie, die sich rühmt, einer differenzierten öffentlichen Auseinandersetzung mit produktiven Ergebnissen zu folgen, müsste sich gegen den Verfall ihrer seriösen Semantik wehren. So aber wird das Clowneske neben und mit den üblichen Leerformeln zu einer Redeweise, die längst Politiker aller Länder vereinigt.
 
Goedart Palm

2/25/2013

Philosophie des Wartens


Nota bene: Der Buddha wartet nie. Das Warten ist eine durch und durch (alt)europäische Erfindung, der Wartesaal die philosophische Zwangsanstalt par excellence. Denn auf Bahnhöfen wird die Kondition existenzialistisch. Der verspätete IC setzt nicht lediglich unsere stoische Verfassung immer härteren Belastungsproben aus. Die "eigentliche" Anmutung besteht hier darin, die nervös abgesicherte Reisemoral  "Reisende soll man nicht aufhalten" mit der so sesshaften wie global gewitzten Igelmoral „Ick bün al dor“ zu harmonisieren. Hier prallen zwei ontologische Zustände wie entgleiste Lokomotiven aufeinander, die im frustrierten Nomaden auf Zeit entweder zur Depression oder zu einem Begriff von höherer Mobilität führen.  Letztere, über die noch später zu handeln sein mag, besteht dann unter anderem darin, im Wartesaal mit Hot Spot-Anbindung FB-Kommentare zu posten, die zwischen vertaner und erfüllter Zeit keine saubere Diskriminierung mehr kennen. Schneller kann kein Mensch warten ... Bestenfalls kommt es zum Wartesaal-Sartori, in dem man auf dem westöstlichen Diwan, wenn das die Polster hergeben sollten, zum Buddha wird.  
 
Goedart Palm

2/21/2013

Universalwörter

Botschaft an einen FB Freund: Ich bin seit längerem auf der Suche nach Universalwörtern. Insbesondere bin ich an einem interessiert, das sowohl "Ja" wie "Nein" bedeutet, ohne dass es hinterher lange Erklärungen gibt, wenn die eine oder andere Variante sich als vorübergehend wirklichkeitsnäher erweist.

Das Wort fehlte mir zum ersten Mal im Mathematik-Unterricht, auf die Frage hin, ob ich es verstanden hätte. "Jein" war noch unbekannt, ich wählte das rheinische "Joh", was so viel heißt wie "Kann schon sein", aber wie gesagt hier fehlte schmerzlich das Universalwort, das beide Möglichkeiten logisch freischwebend polarisiert.

Goedart Palm

2/19/2013

Medienethik

Nicht selten bekomme ich Einladungen zu irgendwelchen internationalen Konferenzen zum Thema "Medienethik". Es ist bei der Vielzahl solcher Veranstaltungen nicht ersichtlich, hier je einen anderen Gehalt zu erwarten als den, dass es nichts zu sagen gibt, was nicht längst gesagt worden wäre. Es ist stark zu vermuten, dass es keine medienethischen Sätze gibt, die als genuine Erkenntnis über das hinausgehen, was ohnehin ethisch formuliert werden kann. Und im Übrigen beschleicht mich - nicht nur hier - das Gefühl: Theorie, die nicht zur Praxis taugt, hat keinen Anspruch, sich Theorie zu nennen.

Heino

Für den Deutsch-Unterricht schlage ich das Thema vor: "Erläutere die ästhetischen, semantischen (und meinetwegen auch "weltanschaulichen") Unterschiede zwischen Heino und Till Lindemann heraus...Womöglich sind die geringer, als es einige Fans je zu glauben wagten.

Goedart Palm

Wissenschaft im Tiefflug

Wissenschaft auf dieser Ebene ist nicht zum wenigsten nachlässige bis eitle Kleingartenbestellung. Ein längst durch den Rost der Kunstgeschichte gefallenes "Genie" wird reanimiert. Ein unentdeckter Paragraf wird dogmatisch bis zur Unerkennbarkeit aufgeblasen. Ein chemisches Experiment, das die Menschheit noch dringend zur Fortexistenz benötigte, wird in die Fußnoten der wuchernden Literatur gespült. Ähnlich wie bei der Verlagspolitik sind "Bestseller", die echten Erkenntnisfortschritt fördern, Mangelware. Hierfür ist unter anderem der Wissenschaftsbetrieb selbst verantwortlich, der "Originalköpfe" nicht zwingend schätzt, sondern sich auch in seinen Egoismen selbstreproduziert, etwa in Form von Doktorvätern und -müttern, die die "Großleistungen" ihrer Promovenden ihrem Ressort einverleiben, ohne dass ihnen der Blick über den Tellerrand angelegen wäre. Fast erstaunlich, dass die Wissenschaft, von einigen Pseudodisziplinen abgesehen, trotz ihrer institutionellen Hindernisse produktiv bleibt...

Goedart Palm

Dschungelcamp - Revisited

Nun ist das Dschungelcamp wie jede triviale Kultur- oder Unkulturform in einem breiteren Interpretationszusammenhang durchaus interessant. Es gibt seit je die produktive Rezeption von trivialen oder kulturindustriellen Formen, die zum Material werden, überformt oder konterkariert werden können, mithin zahlreichen Gestaltungsprozessen unterworfen werden. Das nobilitiert nicht diese Versatzstücke, macht aber sofort klar, dass sie nicht a priori  verworfen werden müssen, sondern sich mitunter mehr oder weniger interessante Gehalte herausfiltern lassen. Zwar zielt die Grimme-Nominierung auf anderes, wenn denn überhaupt auf irgendetwas jenseits des Spektakels. Aber in einer kontextuellen Betrachtung mag man "Trash" als eine zweite oder dritte Natur ansehen, die zumindest vor Zeiten eine prätentiöse Kulturkritik speiste, die nicht müde wurde, auf das falsche Bewusstsein und seine fatalen Folgen hinzuweisen. Künstlerische Produktivität bestünde dann darin, sich nicht verrückt machen zu lassen, sondern darauf originell zu reagieren, ohne lediglich über psychohygienisch nachfühlbare Absetzbewegungen nachzudenken. Die Menschen sind nicht ganz so dumm, wie man sie vielleicht machen möchte...

Goedart Palm

Tinnef

Tinnef sind Dinge, die auf ihre Erlösung warten. Aber wer ist dafür zuständig?

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