Der Terror ist asymmetrisch in seiner
Kommunikationsverweigerung gegenüber Gesellschaften, die ihrer historischen
Erfahrung nach Kommunikation, Diskurs und freie Wahlen für ihre Haupttugenden
halten. Der öffentliche Raum wird zur Kampfzone erklärt, in der nun Mittel
eingesetzt werden, die gesellschaftliche Angst wie staatliche Überreaktionen
auslösen sollen. Wie schwer sich Staaten damit tun, ihre eigenen
Legitimitätsvoraussetzungen nicht zu verraten, machte der "war on
terror" der Bush-Regierung besonders deutlich. Langfristig sind nur
Strategien effektiv, die den Vorteil friedlicher Auseinandersetzungen für alle
Beteiligten plausibel machen. Das ist allein durch aufwändige Integrationen von
Gruppen und Einzelnen zu erreichen, die ihre soziale und ökonomische Sicherheit
nicht länger an Heilsideologien abtreten wollen. Je fragiler solche
Sicherheiten werden desto zahlreicher werden Proselyten fundamentalistischer Führer
und Prediger nachwachsen. Wer die Zivilgesellschaft erhalten will, muss begreifen,
dass ihren immer radikaleren Umbrüchen mit den alten Formeln kapitalistischer
oder liberalistischer Weltbeglückung kaum zu begegnen ist. Insofern ist der
Terror ein Indiz für das Versagen von Gesellschaftstheorien, die hartnäckig an obsoleten
Bildern des "pursuit of happiness" festhalten.
Goedart Palm