11/25/2014

Reauratisierung

Der sprichwörtliche Verlust der Aura durch Massenreproduktion ist an sich nicht beklagenswert, weil sie doch die Beteiligungschancen des Publikums an Kunst zudem in Zeiten des Internets enorm vergrößert. Dass Künstlerfotografen das durch "Reauratisierung" von Abzügen wieder aus einem legitimen ökonomischen Interesse heraus wettmachen wollen ist legitim bis überlebensnotwendig. Aber das Publikum, das sich erst im Zugriff auf ein Quasioriginal in den höheren Weihesphären der Kunst wiederzufinden glaubt, ist rückläufig. Die Demontage des Originals als Kategorie künstlerischer Welterschließung ist für ein jüngeres Publikum so selbstverständlich geworden, dass auch die Museen als exklusive Wahrnehmungsagenturen noch längst nicht alle Schrecken erlebt haben, die noch bevorstehen...   

Goedart Palm

Mein wunderbarer "Wirrpool"

Im Badezimmer präsentieren sich heute als Badezusatzverheißungen "Glückliche Auszeit" und "Magischer Orient". Wie hätte Buridan auf diese ölige Transzendenz des Alltäglichen reagiert? Indes, ob man hier dem hydrotherapeutischen Branding "Kneipp" überhaupt vertrauen kann, wenn es um orientalische Lüste im semantischen "Wirrpool" geht. Oder hätte sich der Pfarrer im Zuber gedreht, seinen Namen auf diesen bunten Plastikbechern mit den teuflischen Versprechen zu lesen? "Glückliche Auszeit" verstrahlt laut Hersteller die Ingredienzien "Roter Mohn" und "Hanf". Wer das Badewasser so rot einlaufen lässt, positioniert sich allerdings in der Cannabis-Debatte. Vielleicht doch lieber "Magischer Orient", der dich mit Omanthus, Babassu und Dattel zum preisgünstigen Instant-Sultan, wenigstens aber "Lawrence of Gelsenkirchen" werden lässt. Vor allem aber garantiert das Öl "lang anhaltenden Schaum", der sich mir vor soviel unentscheidbaren Glücksversprechen gleich vor dem Munde kräuseln wird. Vielleicht hinterher noch eine antidämonologische Isis-Creme, wenn die denn im Sortiment ist oder aus außerolfaktorischen Gründen bereits wieder verbannt werden musste. Die dialektische Lösung will mir scheinen, wäre doch die, sich eine glückliche Auszeit vom magischen Orient zu nehmen - soweit sich das auf Flaschen ziehen lässt. 

Goedart Palm 

Wie werde ich Surrealist?

Der Vater von Max Ernst malte ein Bild und konstatierte, dass er vergessen hatte, einen Ast abzubilden. Was tat er? Das Bild war schließlich fertig. Natürlich, er sägte den Ast vom "Original" ab. So werden Söhne zu Surrealisten. 

Goedart Palm

11/17/2014

Zur "Bearbeutung" der Literatur

In einer digitalen Hanns Heinz Ewers-Werkesammlung lese ich den Vermerk "bearbeutet" von XY. Das lobe ich mir! Als anspruchsvoller Leser will ich mehr als eine einfache Bearbeitung nach neuesten oder ältesten Duden-Regelungen. Simple Rechtschreibung war gestern. Vom Bearbeuter erwarte ich eine kongeniale Text(aus)beute. So wie oft genug der Lektor erst den literarischen Erfolg großer Literatur sichert, wird die Bearbeutung zur ästhetischen Vollnutzung, zur raffiniertesten Politur güldener Stellen. Die einzige Angst, die mich umtreibt, dass spätere Bearbeiter die "Bearbeutung" wieder auf das elementare Niveau einer "Bearbeitung" nivellieren...(Übrigens: Dieser Text wurde bisher nicht "bearbeutet".)

Goedart Palm

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