11/28/2010

A serious man oder eine Selbstbefreiung des Kinos

A serious man, 2009, Regie Ethan und Joel Coen ist nicht deswegen ein bemerkenswerter Film, weil er den Alltagsk(r)ampf als das eigentliche, cineastisch so untypische Ereignis darstellt. Der Film hintertreibt pointenreich das Prinzip der Pointe. Fast alle Handlungsstränge, die wir antizipieren, mögen sich ereignen, aber gezeigt wird es nicht. Also kommen die Geschichten nicht zu ihrem Ende und der Rabbi fragt Gopnik, der sich hilfesuchend an ihn gewandt hat, warum ihn denn die Auflösung der belehrenden Geschichte überhaupt interessiere. Diese Frage ist die Pointe. Denn die Geschichte in ihrem spektakulären Verlauf ist das Ereignis. Die Pointe, die noch erzählt werden könnte, wäre keine. Geht es uns nicht oft so in Filmen, insbesondere bestimmter Genres, dass die Auflösung die Spannung niemals rechtfertigt. Also lässt uns der Rabbi in der Spannung, ohne den Witz zu verraten, weil der gerade keiner sein könnte. Die Regisseure lernen während des Films. Als der Internist den Helden auf der Arbeit anruft, weil er mit ihm jetzt und persönlich über die Röntgenergebnisse sprechen will, geht es um Sein oder Nichtsein. Das, jetzt haben wir es gelernt, ist der Moment, den Film zu beenden. Alltag ist eine aufgeschobene Katastrophe. Das war von je die bürgerliche Moral der Lebens- und Todesversicherung.

Goedart Palm

11/23/2010

Texte von Goedart Palm zur Bioethik

Klonen und die fragwürdige Ethik der Verbote

Im Telefonbuch des Lebens geblättert (Zur Entzifferung des Genoms/Februar 2001)

Zarathustra ad portas? (Zu Peter Sloterdijks Elmauer Rede)

Klone aller Länder vereinigt Euch! (Zu Lenins gentechnologischer "Wiederauferstehung")

Die Politik im Reagenzglas:ratlos (Der politische Umgang mit der Biomedizin)

Verbrechen war gestern (Zur Diskussion um die Ausweitung der DNA-Aufklärung - 2005)

Patricia the Ripper schlitzt Jack the Ripper auf (Was passiert, wenn eine talentierte Kriminalschriftstellerin viel Fantasie, Zeit und Geld hat? - 13.12.2001)

Kein Aus für die Onkomaus (Das Harvard-Patent auf die "Krebsmaus" bleibt mit Einschränkungen bestehen - 11.11.2001)

Stephen Hawking rettet die Menschheit (DNA-veredelte Menschen müssen intelligenter werden, um nicht die Weltherrschaft an Computer abzutreten - 03.09.2001)

Anastasia screamed in vain (Geschichtsrevisionen und Verbrechensbekämpfung mit der DNA-Analyse - 31.08.2001)

Nach der Kalaschnikow kommt der Klon (Gaddafis revolutionäre Einladung des Klon-Hexenmeisters Severini Antinori nach Tripolis - 17.08.2001)

Gutes Genom und böser Klon (Warum sich die Genom-Entschlüsselungssmeldungen und die Besorgnis über Klone so gut verstehen)

Klone aller Länder vereinigt euch!
(... der Wissenschaften, erklärte jetzt, in dem einbalsamierten Restkörper Lenins seien "genügend DNA-Moleküle")

Mach's noch einmal, Sam (Das "DNA Copyright Institute" verspricht umfassenden Schutz gegen Klone - 21.08.2001)

Tierische Lust im Pornopandaemonium (Der "Große Panda" wird mit Pornos stimuliert)

Flippers Selbstbewusstsein (Delfine erkennen sich im "Spiegel-Test)

Die Monkey Wrench Gang – ein ökoterroristisches Abenteuer

»Ich höre den Ruf des Flusses.«
»Das ist die Toilette«, sagte sie. «Das Ventil hat sich schon wieder verklemmt.«

So leicht kann man sich in fundamentalen Dingen irren, wo wir ohnehin schon immer glaubten, dass hier die fatalen Irrtümer am leichtesten fallen. Das »Zurück zur Natur« versank seit je im holistischen Kitsch, der auch dieser Tage kein geringer Motor für politisch wohlfeile Überzeugungen und blütenweiche Geschäftemacher ist. Wir ergehen uns gerne in den Wohligkeiten eines künftigen Ökoparadieses, das neben den unzähligen anderen Paradiesen liegt, dem Urkommunismusparadies, dem utopischen Konfliktabschaffungsparadies, den im Kerker projizierten Sonnenstaaten und Phalanstères, die der Gewächshausfanatiker Charles Fourier vergeblich propagierte.

»Die Monkey Wrench Gang« von Edward Abbey nimmt uns in eine Natur mit, ohne den ambivalenten Sinn für Zivilisation und Technik an der Eintrittskasse des Nationalparks abgeben zu müssen. Hier wird grün bis giftgrün das projiziert, was den meisten nicht gegeben ist, nämlich Abenteuer, Moral und Maschinensturm in saftiger Liebe zur Natur zu leben und doch die neben Läusen juckenden Paradoxien der Zivilisation zu spüren. Edward Abbey sammelte zuvor in der US-Armee einschlägige Erfahrungen, davon zwei Jahre als Militärpolizist, später war er Saison-Ranger und Feuerwache in Nationalparks – was seine martialischen Waldläufer so plausibel macht wie die kundigen Bewegungen durch die Natur. »Monkey wrench« bezeichnet einen gewöhnlichen Universalschraubenschlüssel, metaphorisch geht es weiter reichend um den anarchischen Zugriff auf alle Apparatur, die uns den Weg (zurück) zur Natur verbaut. Die Moral unserer Ökohelden fordert kategorisch kreatives Chaos, jenen Sand im Getriebe, der sich als neuer Baustoff für bessere Gesellschaften anempfiehlt. »Monkeywrenching« wurde zum anregenden Terminus technicus des Widerstands, der sich »marcusianisch« gegen unnatürliche Sachen, nie gegen Menschen, richtet...

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Goedart Palm

11/15/2010

Minimeditation über den Papst

Sehe ich den Papst, frage ich mich, ob es nicht in Zukunft klüger wäre, einen jüngeren, vielleicht sehr jungen Papst zu wählen. Denn die Frage ist, ob das Autoritätsschema, das die Kirche fährt, nicht besser durch das Signal überlagert würde, dass es Juvenilität in dieser Kirche überhaupt noch gibt. Der amtierende Papst, wie immer ihn die Freunde und Widersacher bewerten, erscheint allein durch sein Alter als fragiler Pontifex maximus. Mag sein, dass der Vatikan spin-doctors hat, die Kirche scheint sie nicht zu haben. Sonst wäre man darum bemühter, Identifikationsfiguren aufzubauen, die eine natürliche Kraft ausstrahlen. Diese Kirche folgt bewusst oder unbewusst einem abblätternden Identifikationsschema von Weisheit und Alter. Der polytheistische Götterhimmel bot da ohnehin ungleich variablere Schemata, jedes Alter war vertreten und die Identifikationsangebote entsprechend reichhaltig.

Goedart Palm

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