»Ich höre den Ruf des Flusses.«
»Das ist die Toilette«, sagte sie. «Das Ventil hat sich schon wieder verklemmt.«
So leicht kann man sich in fundamentalen Dingen irren, wo wir ohnehin schon immer glaubten, dass hier die fatalen Irrtümer am leichtesten fallen. Das »Zurück zur Natur« versank seit je im holistischen Kitsch, der auch dieser Tage kein geringer Motor für politisch wohlfeile Überzeugungen und blütenweiche Geschäftemacher ist. Wir ergehen uns gerne in den Wohligkeiten eines künftigen Ökoparadieses, das neben den unzähligen anderen Paradiesen liegt, dem Urkommunismusparadies, dem utopischen Konfliktabschaffungsparadies, den im Kerker projizierten Sonnenstaaten und Phalanstères, die der Gewächshausfanatiker Charles Fourier vergeblich propagierte.
»Die Monkey Wrench Gang« von Edward Abbey nimmt uns in eine Natur mit, ohne den ambivalenten Sinn für Zivilisation und Technik an der Eintrittskasse des Nationalparks abgeben zu müssen. Hier wird grün bis giftgrün das projiziert, was den meisten nicht gegeben ist, nämlich Abenteuer, Moral und Maschinensturm in saftiger Liebe zur Natur zu leben und doch die neben Läusen juckenden Paradoxien der Zivilisation zu spüren. Edward Abbey sammelte zuvor in der US-Armee einschlägige Erfahrungen, davon zwei Jahre als Militärpolizist, später war er Saison-Ranger und Feuerwache in Nationalparks – was seine martialischen Waldläufer so plausibel macht wie die kundigen Bewegungen durch die Natur. »Monkey wrench« bezeichnet einen gewöhnlichen Universalschraubenschlüssel, metaphorisch geht es weiter reichend um den anarchischen Zugriff auf alle Apparatur, die uns den Weg (zurück) zur Natur verbaut. Die Moral unserer Ökohelden fordert kategorisch kreatives Chaos, jenen Sand im Getriebe, der sich als neuer Baustoff für bessere Gesellschaften anempfiehlt. »Monkeywrenching« wurde zum anregenden Terminus technicus des Widerstands, der sich »marcusianisch« gegen unnatürliche Sachen, nie gegen Menschen, richtet...
Goedart Palm