12/26/2009

Sissi - Sissi - Sissi

Betrachte ich diesen Müßiggang bei Hofe, wird mir klar, dass selbst solche Schmonzetten höhere Wahrheiten mit sich führen. Wenn man sich nach Nietzsche die Hände auch in schmutzigem Wasser sauber waschen kann/soll, muss man auch gewillt sein, in den tiefsten Niederungen des deutschen Kitsches - dazu gehört freilich Sissi nicht, so viel Gerechtigkeit muss sein - auf die unhintergehbare Wahrheit zu stoßen. "Umsonst geschieht nichts auf dieser Welt", sagt der Vater von Sissi (Gustav Knuth) und spätestens jetzt wissen wir, dass er Hegelianer ist. Entschädigt das nicht für alle aufdringlichen Dummheiten? Der Kitsch mag das Böse im Wertsystem der Kunst sein, in seiner Unwahrheit erraten wir die Wahrheit...

Goedart Palm

12/25/2009

Wärmetod der Information

Das Gerede von der Informationsgesellschaft ist so antiquiert wie falsch, die Rede vom Web 2.0 ist eine euphemistische Nebenerzählung. Die eigentliche Zäsur wird der Wärmetod der Information sein, niemand interessiert sich für irgendwas, was jenseits seiner interaktiven Reichweite liegt. Gewiss, das ist nicht leicht zu definieren, aber ebenso ist es grotesk, welche Informationen uns Aufmerksamkeit abverlangen, während wir längst wissen, dass wir jenseits dieser Erfahrung keinerlei Effekte verbuchen. Die politische Aufmerksamkeitsgesellschaft ist aber eine Fiktion der Mainstream-Parteiprogramme, die immer noch zu erfolgreich suggerieren, von der Aufklärung führe ein Weg zu politischen Partizipation und das - eine logische Sekunde später - verbessere die gesellschaftliche Konfiguration. Der Mechanismus ist viel komplexer, aber das zu wissen, würde die Partizpanden zu sehr verunsichern, als dass man es ihnen so ungeschönt vermitteln könnte.

Goedart Palm

12/19/2009

René Crevel und andere Verdächtige

„Je suis dégouté de tout“ -„Alles ekelt mich an“, so
René Crevel 1935. Inzwischen heißt das burn-out oder Depression, es hat Pathos verloren. Als literarische Produktivkraft sind solche Zustände nicht mehr zu gebrauchen. Die literarische Mode verträgt nicht jede kreative Pathologie. Der Surrealismus war eine kollektive Therapieform und daher trotz aller Irrungen eine humane Kunst. Nicht in diesem abgeschmackten, moralisch überladenen Sinn, sondern als "kathartische" Spielwiese, die vormals verfemte und mehr noch vormals unbekannte Stimmungen zugelassen hat zur produktiven Verwendung. Die Infantilität des Surrealismus wiegt demgegenüber gering. In einer Zeit, in der künstlerische Kollektive, wie eng oder lose jene historischen gewesen sein mögen, überhaupt nicht mehr kennt, werden kollektive Befreiungen unwahrscheinlicher. Wenn Jonathan Meese libidinöse Entäußerungen in der Kunst findet, wird daraus keine gemeinsame Form. Kunstbetrachtung ist insbesondere in ihrer musealen Langweiligkeitsform eine impotente Erscheinung gegenüber den Unruhe stiftenden Vorvätern, die noch an eine Kunst glaubten, die den Nerv der Gesellschaft trifft. Die fortschreitende Individualisierung der Kunst reduziert ihre kollektivierende Kraft, selbst wenn es sich um versprengte Gruppen, Avantgardisten eben und den bemühten Bürgerschrecken, handelt. Das kann man nicht wünschen oder für wünschbar halten, sondern nur als Kriterium begreifen, dass Kunst jenseits ihrer systemischen Schließung diverse funktionale Varianten bietet, die sich nicht nur auf die Produktion von Erwartungsenttäuschungen oder Ähnliches richtet. Die Funktion der Kunst ist nicht anzugeben, weil sich mit ihren produktiven Anlässen und Formenreichtum zahlreiche Funktionen verbinden können.

Goedart Palm

12/13/2009

Verhangene Visionen - Festspielhaus Bonn

Stadtdirektor Dr. Volker Kregel, Projektleiter für das Festspielhaus in der Stadtverwaltung, "unterstütze die Intention der Stadt, Menschen aller Generationen innerhalb und außerhalb Bonns auf dem Weg zum Festspielhaus mit zu nehmen. Vor allem junge Menschen müssten für die Vision des Projektes fasziniert werden: ´Es geht um die Zukunft der Beethovenstadt Bonn´." Der Begriff "Vision" ist hochtönend. Vermutlich spielt er besonders dann eine Rolle, wenn die Visionen nicht mehr so recht gelingen wollen und man auf die appellative Restfunktion des Begriffs hofft. Sollte das "Festspielhaus Bonn" je eine Vision gewesen sein, ist es jetzt keine mehr. Was jeder Komponist zu beachten hat, die dem Werk je eigene Zeitlogik, ist hier längst verlassen worden. "Visionen", die in verquasten Diskussionen mit Hin- und Her-Logiken, Schritten vor und zurück, zerredet und in die administrativen Sümpfe versenkt werden, begeistern niemanden. Sollte es eine Bürgermeinung geben, könnte die schon bald zum Ausdruck bringen, dass man auf die "Mitnahme" unter solchen Vorzeichen verzichtet. Visionen haben ihre je eigene Kraft, die Statthalter der hiesigen Vision vermögen aber nicht ansatzweise ihre vorgebliche Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Sollte es so sein, dass das Pathos Beethovens unter die Politiker, Kaufleute und Reklameterminologen gefallen ist und nun - wen wundert´s - ohne infektiöse Kraft bleibt?

12/11/2009

Brainstorming - hier wurden unsere Pläne geschmiedet



Goedart Palm

Beethoven und Klärwerk III - ein alte Allianz


Quod erat demonstrandum - eine mediale Wahrheit

Klärwerk III - Bonns Traditionskünstlergruppe




Besucht die Ausstellung von Klärwerk III im Künstlerforum Hochstadenring - Weltpremiere Rockenfeld!

Klärwerk III Rockenfeld - die Eröffnung, 11.12.2009

Wer heute nicht im Künstlerforum gewesen ist und einige von Euch sind ignorant genug gewesen, dieses Ereignis nicht zu notieren, hat eine Vernissage der Superlative verpasst. Die anderen können dann später ihren Enkeln und ggf. Altenkeln sagen: "Auch ich bin dabei gewesen." Die Liste der Promis schenken wir uns. Werner Götzinger hat eine sehr einfühlsame Rede gehalten, die neben den aktuellen Beiträgen auch die Geschichte der Bonner Künstlergruppe "Klärwerk III" darstellte. Bald wird diese Gruppe 30 Jahre alt sein, ohne dass wir glauben könnten, die Kunst von Klärwerk III wäre dabei auch alt oder ältlich geworden. Auch wenn in personam die Vergreisung nicht aufzuhalten ist, so sollen alle diese Kunstwerke jener alten Formel "ars longa, vita brevis" folgen, um darin - wie immer - dem allfälligen Untergang ein Schnippchen zu schlagen. Noch sind einige Tage Gelegenheit, diese Show der Shows im Künstlerforum, Hochstadenring 22 - 24, Bonn, zu sehen. Sagt später nicht, wir hätten euch nicht belehrt...

Goedart Palm

12/06/2009

Mozart als Nordsee Mitarbeiter


Das kongeniale Verhältnis von Hoch- und Alltagskultur.

Alfred Hrdlicka - Memorial Sketch


06.12.2009



Goedart Palm

Alfred Hrdlicka - In memoriam


In memoriam Alfred Hrdlicka

Botho Strauß - eine Farce

Es ist die älteste Kulturkritik: Die Zeiten werden schlechter, alles versinkt im Sumpf, meine Raffinements oder wahlweise auch meinen Differenzierungs- und Kultivierungsgrad wird diese Menschheit nie mehr besitzen. So jammerten viele, vor allem, wenn sie alt geworden waren und die Zeiten längst an ihnen vorbei gegangen waren, während sie noch wähnten, die Zeiten wären an ihnen niedergesackt. Botho Strauß ist der erste Klagemeister dieses Landes. Was er sagt, ist nicht originell, muss es auch nicht sein, aber es ist in den Aphorismus versenkt, auch nicht wahr. Es sind die Klagen, die einige Feuilletons so langweilig machen, wie sie nun mal sind. Dass die Menschheit zur Selbstkultivierung in diesem Sinne höherer Sensibilität berufen sei, ist ein gravierendes Vorurteil. Menschheit - ein humoristische Rolle, hatte Novalis gesagt. Doch wie viel weniger humoristisch als behelfsmäßig, chaotisch, notdürftig. „Das Leben ist seinem inneren Wesen nach ein ständiger Schiffbruch. Aber schiffbrüchig sein, heißt nicht ertrinken.“ (Ortega y Gasset) Das alles fasst sich in die Unabdingbarkeit des Gelingens, das nicht nach "sophication" schreit, sondern nach Ergebnissen. Leute wie Botho Strauß begreifen wohl kaum, dass es Differenzierungsweisen gibt, die über ihre Lichtjahre hinausgehen, weil ihre Fantasie immer nur auf den abblätternden status quo gerichtet ist. Wer im Internet schreibt, reflektiert nicht zwingend auf Ewigkeit, Xenien oder andere hochmögende Anlässe. Was mich persönlich ehrlich erstaunt, ist das Interesse für diese Art der tönernen Kulturkritik. Strauß zehrt von zorniger Restpostenverwaltung. Darin erscheint er uns nicht als Konservativer, sondern als Lamentierer, der ohne Verständnis bleiben will - das aber aus fester Überzeugung. Der Kulturpessismus ist eine immerwährende Mode, die regelmäßig die kognitive Schwäche der "Klauselverwender" anzeigt. In Deutschland ist diese Mode regelmäßig mit Untergangsgerede verbunden, das in einigen Fällen konkrete Gestalt angenommen hat.
Dass uns nun dieser Kulturwahrer vor "Gemeinplatzbewachern" glaubt warnen zu müssen, ist eine Paradoxie, die zu diesem von Strauss vorgeblich so perhorreszierten Kulturbetrieb doch idealiter passt. Verachtung der Verfallskultur ist ein Standpunkt, leicht zu beziehen, leicht zu begründen. Allein warum sollen wir das ein ums andere Mal lesen?

Goedart Palm

Botho Strauß: Vom Aufenthalt. Carl Hanser Verlag, München 2009, 295 Seiten. ISBN-10: 3446234411. 19,90 Euro

12/05/2009

Klanggrund - Impression Ludwig van B.



Mehr unter http://www.goedart.de/buehne_frei_ii.htm

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Eine gemischt "real-virtuelle Zeichnung" - vgl. unter www.goedart.de

Was heißt Aufmerksamkeitsgesellschaft?

Die Aufmerksamkeitsgesellschaft funktioniert wie ein inflationäres Universum. Die Abstände zwischen den Dingen werden aufmerksamkeitslogisch immer größer, weil die vormaligen Zwischenräume immer stärker "informiert" werden. Das Interesse wird im Blick auf die wuchernden Daten sukzessive schwächer. Endpunkt: Niemand interessiert sich für irgendwas. Dieses Ereignis ist indes nicht ohne technische Vorkehrungen denkbar, das Interesse wird zu einer Subfunktion der Apparaturen.

Goedart Palm

12/04/2009

Klanggrund aka "Bonner Loch" - Wer hat´s erfunden?

Der GA berichtete auch heute wieder zum "Klanggrund" als neue Idee der Stadt in Kooperation mit dem Theater und der Brotfabrik (Lokales Bonn, S. 23 v. Frank Vallender).
 
Am 30. August 2008 haben wir beim Eröffnungsfest des Beethovenfestes zum ersten Mal den "Klanggrund" gegen manche Bedenkenträger aus der Taufe gehoben. Nun hoffen wir auf ein Angebot der Veranstalter, hier auch die musikalische Jugend aus Bonn präsentieren zu dürfen. Deshalb nachfolgende Mitteilung - ob für einen redaktioneller Beitrag, oder als Leserbrief überlasse ich gern Ihnen. 
 
Solange wir uns noch gute "Gründe" für "Klang" schaffen, herrscht noch das Prinzip Hoffnung: dass Kultur für alle Menschen da ist, und sie manchmal auch da abholen kann, wo sie es vielleicht gerade am dringendsten brauchen, das wurde vor 15 Monaten zum ersten Mal im "Klanggrund" bewiesen. Gegen mancherlei Bedenken wurde zur Eröffnung des Beethovenfestes 2008 der Standort vor dem Bahnhof mit dieser Bezeichnung als eine von sieben Bühnen der Open-Air-Veranstaltung "Bühne frei für Beethoven"  aus der Taufe gehoben - mit großem Erfolg!
 
Der General-Anzeiger schrieb dazu am 29.8.2008 im Feuilleton unter der Überschrift "Auch der Bahnhof wird bespielt" im Text: "Ein neuer musikalischer Standort ist der 'Klanggrund' statt Bonner Loch. Auch die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisenden Besucher der Stadt sollen an diesem Samstag mit Musik empfangen werden. Deshalb gibt es erstmalig auch an der Bahnhofsunterführung einen 'Klanggrund' im doppelten Sinne. Mehr als 100 musizierende Schülerinnen und Schüler präsentieren hier mit sechs verschiedenen Ensembles die einladende Beethovenstadt Bonn... Solveig Palm ... organisiert den Auftritt von rund 750 Schülern und 300 Musikschülern...".  
Auch die WDR-Lokalzeit hatte dies zum Anlass genommen, aus dem "klanggrund" erstmalig über das Eröffnungsfest zu berichten.
 
Auch zum Beethoven-Eröffnungsfest in diesem Jahr am 5. September gab es wieder den "Klanggrund" - in diesem Jahr moderiert durch den damaligen Leiter der Gesamtschule Beuel. Wir freuen und bedanken uns, dass er in seiner neuen Funktion als Oberbürgermeister unsere Idee, Bonn-Besucher an dieser Stelle mit Musik (bzw. Kultur) zu begrüßen, aufgegriffen hat und wünschen uns nicht erst für das nächste Beethovenfest, dort wieder mit der musikalischen Bonner Jugend präsent sein zu dürfen, um unter Beweis zu stellen, dass es viele (menschlich durchaus notwendige) "Gründe" für schönen "Klang" gibt  - übrigens auch für ganze Orchester, die in Zukunft in der Beethovenstadt beheimatet oder zu Gast sein sollen. Musik ist unsere Zukunft, denn ebenso schlimm, wie die materielle Armut ist die seelische.
 
Viele Grüße
von Solveig Palm
 
Ludwig vanB.
Netzwerk Schule und Kultur für
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- Projektkoordination -
Dr. Solveig Palm
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