12/23/2012

Wie gedruckt wird die Zukunft sein?


Das Dilemma nicht nur des General-Anzeigers ist der fatale Kampf um Aufmerksamkeit in schlechten Zeiten für treue Leserschaften. Einerseits produziert man (moderate) Betroffenheiten, andererseits will man es sich auch mit niemandem direkt verderben. Diese publizierte Stimmung, die längst keine öffentliche im klassischen Sinne ist, ist vielleicht zu oft gefährdet, als Beliebigkeitsjournalismus wahrgenommen zu werden. Und das konterkariert auch nicht die WCCB-Berichterstattung, deren fiese Details Staatsanwaltschaften ja wichtig erscheinen mögen, deren Dauerregen auf die Leserschaft aber viel zu intensiv ist. Ohnehin sollten Fakten nicht die Analyse überschatten – wie etwa im Fall von Trudel Ulmen. Die Beschwörung der Monstrosität des Täters ist ein so abgegriffener Gestus und die Veröffentlichung eines Briefs aus der JVA im Blick auf das Persönlichkeitsrecht des Täters bereits grenzwertig.

Fazit: So erscheint das journalistische Ethos des GA - abgesehen von dem üblichen Lokalkram, der wahrscheinlich unabdingbar ist (so wenig man ihn oft lesen möchte) - als eine Beschwörung des eigenen investigativen Journalismus mit der existenziellen Selbstaussage: Sehr nur her, wenn wir nicht gewesen wären … Ob das für das Wohlergehen des GA reicht dürfte aber weniger aufklärungsbedürftig sein als die allgemeine Frage, ob gedruckte Lokalnachrichten überhaupt irgendeine Zukunft haben…

12/16/2012

Entscheidungsqualen

Lese durch Zufall: NEU HARASTUHL Druckentlastung der Bandscheiben und verbesserte Gesäß Durchblutung. Modell: Nietzsche-V. 

Noch warte ich. Bald schon kommt garantiert Luhmann-V oder Žižek-V für bessere Hirn Durchblutung. Vielleicht Herrigel-V oder Lang Lang-V für höhere Treffsicherheit? Oder Bodhi-V für bessere Erleuchtung. Da mag man sich nicht entscheiden. Vielleicht nehme ich doch Dagobert-V mit höherem Disporahmen. Denn Stühle, die einen erst zu dem machen, was man immer sein wollte, kann man nicht genug haben.

12/10/2012

Verschont uns mit Rückblicken!

Den Jahresrückblick von RTL als „offenbar eine willenlose Abfolge von Rührstücken, Rekorden, Pech und Pannen“ (Spiegel-Online) zu kritisieren, fällt deshalb auf die Kritik zurück, weil Ereignisse eines Jahres keine große homogene Sinnstiftung eröffnen. So wie Facebook-Beiträge sich auch nicht zu einer großen Sinncollage verdichten, so wenig wird ein Jahr dadurch rund, dass man es betrachtet. Bücher wie „Das war 2012“ sind ohnehin nur Produkte für spätere Nostalgiker. Jahresrückblicke bleiben Sinnrettungsversuche mit sinnlosen Mitteln. Wer Strukturen aufzeigen will, wird das nicht als Silvesterbetrachtung präsentieren. Anstelle eines aktuellen Jahresrückblicks bin ich dafür, Archivmaterial zu zeigen, das so Recht klar macht, wie überflüssig dieses „Format des Formatlosen“ ist. Oder eben „Dinner for one“, was gleich bleibend inaktuell ist und uns daher versichert, dass wir nie altern werden.

Goedart Palm

Warum die Bonner Kulturdiskussion unter anderem ihr Ziel verfehlt

Die staatliche wie gesellschaftliche Hoffnung auf kulturelle Selbstausbeutung funktioniert so ähnlich wie Konrad Adenauers Spruch "Kinder kriegen die Leute sowieso". Unterstellen wir ohne allzu großen ideologischen Aufwand, dass Künstler, Kritiker und Kulturmenschen aller Sorten (mit oder ohne W. Kandinsky gesprochen) ein gewisses oder ungewisses Maß an "innerer Notwendigkeit" nur schlecht unterdrücken können. Just jene mit dem größten Sendungsbewusstsein, was bekanntlich nicht immer trennscharf von Narzissmus zu unterscheiden ist, werden ohnehin produzieren. Öffentliche Kunst- und Kulturförderung in Zeiten knapper Budgets läuft dann lediglich darauf hinaus zu warten, bis die bunten Ostereier wieder gratis rollen. Das Gegenmittel findet sich mutatis mutandis bei Lysistrata: Es gibt so lange weder Kunst noch Kritik, bis die Honorare stimmen. (Schirmherr könnte ja Peer Steinbrück werden, wobei die Offenlegung der Honorare aller Parlamentarier definitiv noch andere Personaloptionen eröffnet.) Die einzige Schwäche dieses Konzepts ist lediglich die, dass die kulturelle Befriedigung einem "Trieb" folgt, den zu viele Menschen noch nicht an sich entdecken konnten bzw. der frühzeitig der Kulturersatzstoff-Industrie zum Opfer fiel.

Goedart Palm


12/05/2012

@General Anzeiger: Was ich so nicht mehr zu lesen wünsche

Der Fall "Trudel Ulmen", den der General-Anzeiger maßgeblich mitaufgedeckt hat, ist ein Abstieg in die Perfidie der menschlichen Psyche. Allerdings wird der Tatbestand durch seine Wiederholung nicht besser, sondern redundant. Anstatt jedes Mal neu die Ruchlosigkeit des Ehemanns zu beschwören, wäre es erheblich spannender, mal eine kriminologisch fundiertere Beschreibung solcher Psychen folgen zu lassen. Im Übrigen entsteht der Eindruck, dass der General-Anzeiger bei seiner journalistischen "Raumverteilung" zu sehr in der Kategorie "Selbstreferenz" operiert, will sagen: Wir haben es aufgeklärt und daher lassen wir vom Thema nicht ab. Fazit: Mehr Analyse und weniger Erschauern über menschliche Niedertracht.

Goedart Palm

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Style ist der Stil für die, die keinen finden.

Goedart Palm

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