1/26/2010

Trafalgar square - a long time ago



Wir haben Bilder, die behaupten, unsere Vergangenheit zu sein und fürwahr, es ist kaum möglich, das zu bestreiten. Und trotzdem sind es Bilder aus einem anderen Universum. So wie dieses hier.

Goedart Palm

Henryk Taliban Broder - Am Gelde hängt...

Gerade den Spiegel-Artikel von Broder gelesen. Dazu jetzt eine Minimeditation bei Telepolis >>Goedart Palm

Lob der Dummheit

Jahrzehnte habe ich benötigt, um zu begreifen, dass Dummheit ein wichtiges evolutionäres Konstruktionselement ist. Deshalb darf man die Dummheit nicht gering schätzen, was allerdings den meisten verschlossen bleibt. Denn die Nichtdummen halten diese Eigenschaft tendenziell für eine Schande und den anderen ist die Einsicht in die eigene Bedingtheit entweder verschlossen oder sie verdrängen sie. Dumm sein und sich damit brüsten, das dürfte nur selten zu beobachten sein.

Goedart Palm

1/25/2010

Stay friends

Stay friends - die Fiktion der Freundschaft. Mal ehrlich, nicht ohne Neugier, aber diese Mitschüler sind längst keine Freunde gewesen. Das Internt und die aufgedrängte emotionale Bereicherung. Neugier und menschliche Wärme sind fern verwandt, anders wären Schadenfreude und Schaulust nicht zu erklären.

Goedart Palm

1/24/2010

Kino - soziale Architektur?


Gespräch mit dem Festivaldirektor der Internationalen Filmfestspiele Dieter Kosslick, GA 23/24. Januar 2010:

"...Ja, das Kino als physischer Ort, als soziale Architektur, ist auch ein wichtiges Thema. Wir wollen schauen, ob der technologische Fortschritt, also Digitalisierung oder 3-D das Kinosterben verlangsamt."

Was denn nun? Was hat soziale Architektur mit Medienfortschritten zu tun? Allein der Begriff "soziale Architektur" ist Camouflage, denn das Kino ist viel
mehr eine autistische Box, ein Ort der relativen Einsamkeit, eine Wahrnehmungshöhle. Wer Leute kennen lernen will, geht nicht in das Kino.

Goedart Palm

1/23/2010

Akzeptanz

Akzeptanz wird mir in der Währung reiner Rhetorik immer unwichtiger. Aber auch jenseits der Rhetorik gebe ich nicht viel um die Meinung von Figuren, die mir medioker erscheinen.

Warum uns das Internet antiquiert erscheint!

Das Internet wird von unzähligen Usern bedient, die medienkompetentiell konservativ bzw. antiquiert reagieren. Da werden Prinzipien und Mentalitäten virulent, die Jahrhunderte alt sind und denen die Dynamik fehlt, die das Medium auszeichnet. Das ist, um eine leicht schräge Metapher zu bemühen, so, als ob einer mit dem Fahrrad surfen wollte. Schräg ist die Metapher, weil diese Teilnehmer des Netzes nicht im Strudel verschwinden, sondern wenigstens an der Peripherie der Aufmerksamkeit unsere Nerven strapazieren. Ich befürchte, dass klassische Verlautbarungsweisen, einschließlich Online-Journalismus und Blogs, chancenlos sind. Das Qualitätsgerede - etwa des Alpha-Journalismus - zeugt von reiner Hilflosigkeit. Das Netz langweilt in diesen virtualisierten Formen alten Denkens, alter Medienpraxis etc. Demnächst - wie immer - mehr...

Goedart Palm

Kreuz Entwurf Goedart Palm


Virtuelles Kreuz, eine Invention nach der Ausstellung Madonnen im RLM Bonn

Eine cineastische Metapher


Ich denke, dieses Bild macht klar, wo das Kino als soziales Medium unmittelbarer Anwesenheit angelangt ist.

1/21/2010

Napoleon Taine Revisited

Hippolyte Adolphe Taine zu Napoleon, in: Les origines de la France contemporaine 1875–1893 - Die Entstehung des modernen Frankreich: Napoleon akzeptierte keine fremden Bedingungen, war mit der Macht vermählt, folgte keinen Grundsätzen bzw. keiner fundamentalen Lehre, reagierte situativ und war stolz auf seine Kunst des Lügens. Hinzu treten eine unglaubliche physische und psychische Belastbarkeit. Napoleon war in der Lage, seine Bewusstseinsschubladen zu öffnen und zu schließen wie ein Zen-Meister, hakte ab und ging mit voller Konzentration zum nächsten Thema über. Alles das wurde vielfach erörtert. Tritt Hegels These der Weltseele hinhzu, wird klar, wie innig Allgemeines und Besonders ineinander verschränkt sind. Aber Geschichtslehren vermögen nie den besonderen Menschen zu erklären, was auch jenen nicht gelingt, die den unerklärlichen Mythos bannen wollen. Napoleon ist unwahrscheinlich, die von ihm geschriebene Geschichte ist es nicht. Gleichwohl lässt die Geschichtsthese Taines unbefriedigt, denn wir wollen nicht die Geschicke des Kollektivs von Potentaten wie Napoleon abhängig sehen. Napoleon war ein vielschichtiger Charakter, sympathisch war er nicht, das hat er selbst sehr explizit festgestellt. Strukturelle Geschichtserklärungen gelten als vorzugswürdig, aber die Ereignisgeschichte scheint sehr unterschiedliche Verlaufsformen für Gesellschaften bereit zu halten. Ohne Napoleon wäre andere politische Machtformationen entstanden, andere Reiche, andere Kriege, andere Menschen etc. Eine andere und doch - in the long run - dieselbe Geschichte. Allein Menschen können sich in dieser allgemeinen, hegelianischen Geschichte nicht wiederfinden...

Goedart Palm

1/17/2010

Eine weitere Fantasie zu den Klängen im Untergrund


Klanggrund-Fantasien

Klanggrund - eine synästhetische U-Bahn-Fantasie



Wenn Politik die Kultur in die Hand nimmt,das beobachtete Adorno schon in den sechziger Jahre in einem unprätentiösen Essay, ist das kein Gewinn für die Kultur. Die Visionen der Politik und die der Kultur sind inkompatibel, wer das Gegenteil behauptet, ist politisch verdächtig. Irgendwo an diesem Horizont leuchten die Lichtdome auf...

Klanggrund Bonner Loch


"Eine gemeinsam von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Kulturdezernent Dr. Ludwig Krapf und Generalintendant Klaus Weise entwickelte Idee wird Wirklichkeit: Der Vorplatz zum Bonner Hauptbahnhof, allgemein als ‚Bonner Loch’ bekannt, soll städtischer Kulturraum werden", heißt es auf den Seiten des Theaters der Stadt Bonn. Großartig! Nur sollte keine Geschichtsklitterung betrieben werden. Der Begriff "Klanggrund" für Bonner Loch stammt aus dem Jugendmusikprogramm Solveig Palms anlässlich der Eröffnung des Beethoven-Festes.

1/16/2010

Spitzweg Paraphrase


Spitzweg - dieser alte "Kalenderblattmaler" ist nur von wenigen gesehen worden, weil seine Semantik sich so in den Vordergrund schiebt. Achtet mehr auf die Faktur - fast möchte man ihn einen Sensualisten nennen...

1/12/2010

Anthea Parmigianino



Ein Porträt wie eine Landschaft, Goedart Palm 2010

Parmigianino Skopischer Versuch

Bildtheorien - Ikonologien - W. J. T. Mitchell und andere

Die mir bekannten Bildtheorien kranken allesamt daran, dass Aussagen über Bilder ohne ihren jeweiligen Kontext besonders vage bleiben müssen. Das ist im Prinzip der Bildwissenschaft zwar bekannt, doch wie sollen solche Kontexte beachtet werden, ohne aus einer Bildtheorie eine Soziologie oder Philosophie des Bildes und mehr zu machen. "Ein und dasselbe Bild" kann höchst unterschiedliche Bedeutungen, Funktionen und Wirkungen haben, je nachdem, wie dieses Bild oder seine Reproduktionen eingesetzt werden. Die destillierten Bildwirkungen sind eine Ausnahme. Wir erleben Bilder in Zusammenhängen, die wie elektronische oder algorithmische Schaltungen funktionieren, ohne dass je eine Bildtheorie hinreichende Erklärungsmuster dafür hätte finden können. Allein die Frage, was ein Bild will, ist so unspezifisch, weil hier nicht einmal die relative Konsistenz einer Person vorliegt. Wer wie W. J. T. Mitchell Bilder und Lebewesen vergleicht, hat zwar Gelegenheit zu originellen Erkenntnissen, aber eine Theorie, die Bildwirkungen tendenziell zuverlässig angeben kann, wird daraus nicht. Im Grunde ist das je Bildern inhärent: Ein "Kreuz" kann so viele Bedeutungen haben, wie gesellschaftliche Kontexte angegeben werden können. Bildtheorien sind eine Prätention, so wenig wir auf sie verzichten wollen.

Goedart Palm

1/10/2010

Kater Murr und das "Sehen" lernen

"O das Sehen! es ist eine wunderbare herrliche Gewohnheit, eine Gewohnheit, ohne die es sehr schwer werden würde, überhaupt in der Welt zu bestehen! – Glücklich diejenigen Hochbegabten, denen es so leicht wird als mir, sich das Sehen anzueignen."

So weit Kater Murr, beim Lesen des neuen Buchs von Hans Belting (Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks) wird mir eindrücklich klar, dass wir "Sehen" gelernt haben, geringe Chancen, zweifelhafte Gewohnheiten zu verlernen und neue Sehweisen einzuüben.

Goedart Palm

Chaos, Störungen und andere Missliebigkeiten

Der Musiker Dieter Meier von der Gruppe "Yello" bezeichnet sich als "Chaos-Experte": "Ich lebe in einer Form von Chaos und Anarchie - nicht im Bombenleger-Sinn des Wortes natürlich. Aber ich bin wie ein chinesischer Tellerjongleur, der immer wieder an den Stäben rüttelt, um viele Dinge gleichzeitig auf der Umlaufbahn zu halten." (Spiegel-Online, 10.10.2009). Diese Aussage beraubt das Chaos seines Wesens. Chaos ist nicht unter dem Paradigma der Ordnung zu begreifen, sondern aus seiner ungebändigten Eigenlogik. In nuce lässt sich sagen, dass Chaos als Weltkonstruktionsprinzip unentbehrlich ist, weil es menschlicher Planungssicherheit spottet. Die alltäglichen Perspektiven, die auf Entsorgung des jeweiligen Übels drängen, verfehlen die Kraft dieses Prinzips. Reflektiert man dieses Prinzip im Blick auf die Ontogenese werden Typen wahrscheinlich, die das Chaos in sich tragen. Just davon sprach weiland Friedrich Nietzsche, allerdings mit etwas zuviel Ausnahme-Pathos. Genereller formuliert wird Chaos zu einem jedem Ordnungsprinzip ebenbürtigen Gegenspieler.

1/09/2010

Hommage an den Ruhrpott und andere Hilflosigkeiten

Gestern am 08.01.2009 scheiterte das ZDF kläglích bei dem Versuch, das Wesen des Ruhrgebiets zu fassen. Da wurde hilflos über alte Kochrezepte palavert, irgendwelche Figuren zur Zukunft der Region befragt, die allesamt die erfolgreiche Zukunft beschworen. Arm, arm, ärmer. Offensichtlich gab es eine Mentalität, die aber nicht zu fixieren war, es waren Zeiten und Menschen, die nicht mehr rekonstruiert werden konnten. Stattdessen wollte man Entertainment und Soziologie für Eilige fusionieren, um daraus eine plausibles Gebräu zu destillieren. Herausgekommen ist nur ein hilfloser Beschwörungsdiskurs für Anspruchslose. Das hat der Ruhrpott nicht verdient. Weiß Gott gibt es anderes zu berichten als ein Pannasrezept für den Zeitgenossen. Mir wäre da mehr eingefallen, mich hat aber keiner gefragt. Es gibt auch eine Kulturaustreibung, die gut meinende Ignoranten verschulden, die keiner zur Rechenschaft zieht.

Goedart Palm

1/07/2010

Bonner Prioritäten und Festspielhaus Beethoven

Auch wenn diese Dinge nicht wie kommunizierende Röhren wirken: Noch vor der Option für das Festspielhaus würde ich pünktliche Buslinien bevorzugen. Bestimmte Linien wie 608 und 609 scheinen beliebig zu erscheinen, unzuverlässiger als ein gereizter Flaschengeist. Der SWB-Fahrplan erscheint dann wie eine reine Prätention, ja mehr wie Vermessenheit, über den selbst produzierten Zufall regieren zu wollen. Es macht keinen Spaß, in der Kälte zu sehen, wie ein Bus ganz ausfällt und der nächste sich verspätet. Das ist auch ein Index für Kultur, wenn auch nicht in diesem highbrow-Sinn, der uns Musenhäuser bauen lässt. Ohnehin fallen mir zu Bonn einige Dutzend Themen ein, die demonstrieren, dass Probleme ignoriert und prolongiert werden, obwohl Lösungen nicht utopische Horizonte streifen, sondern eine kleine Dosis Verantwortung mehr schon Berge versetzen würde.

Goedart Palm

1/05/2010

Michael Sandel et alii

Die Gerechtigkeitsaporetiker erzählen Geschichten, die in ihrer Verwickeltheit keine echte Lösung erwarten lassen. Der moralische Diskurs ist einer der Erschöpfung. In irgendeinem Online-Artikel wird die Frage behandelt, ob man gegen seinen Bruder aussagen soll, wenn der einen Menschen getötet hat. Es gibt kein Prinzip der Welt, das hier aus der Aporie herausführt. Sehr wohl gibt es aber Kriterien, die in einer schwer durchschaubaren moralischen Melange schwimmen und die mindestens ausreichen, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Welches Verhältnis hat der moralisch "Versuchte" zu seinem Bruder? Welcher Mensch wurde getötet? Welche Vorgeschichten zu diesem Ereignis gibt es? Klar ist in diesem Regress der Fragen, dass eine Entscheidung zustandekommt, die bedingt rekonstruierbar ist. Aber man verschone uns mit moralischen Letztbegründungen, die hier kontextfrei oder kasuistisch prinzipiell daherkommen. Moral ist eine genauso unsaubere Sache wie die Taten, über die sie glaubt urteilen zu können.

Goedart Palm

1/04/2010

Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit

Das war keiner Theorie der Öffentlichkeit geläufig: Jeder darf ungehindert reden, so viel er/sie will und diese Freiheit demontiert als unendliche Ressource gewährt die öffentliche Meinung, ja mehr die Meinungsfreiheit selbst. Stell´ Dir vor, alle reden und keiner hört mehr zu. Unser Stichwort: Die Meinungsfreiheit durch die Vielzahl der Meinungen liquidieren.

Goedart Palm

Eine westöstliche Geschichte des Blicks

Diese Geschichte unterstellt die Möglichkeit des Zusammenschreibens von divergenten Positionen. "Westöstlich"? Prätendiert das nicht eine dritte Geschichte des Blicks, gleichsam des "Überblicks", die dann nach ihrer eigenen Position befragt werden muss. Wie also ist eine Geschichte der Perspektive von Perspektive versus Lichtstrahlen überhaupt möglich? Im Grunde könnte die Antwort auf Hans Beltings Geschichte nur eine östlichwestliche Geschichte des Blicks sein, wenn nicht der Verdacht aufkäme, dass bereits diese Metaperspektive eine typisch westliche Beobachterposition ist. Insofern ist die Geschichte der Perspektive also längst nicht zuende geschrieben, so wenig die Perspektive als Erklärung ausreicht, jedes Medium mit einem Monitor in eine Blickachse mit der italienischen Renaissance zu stellen...demnächst mehr.

Goedart Palm

1/01/2010

Ai Wei Wei

Ob Ai Wei Wei ein wichtiger Künstler ist, ist nicht die Frage, weil er gerade als Künstler wichtig werden kann. Die Brisanz liegt hier in einer Kunst, die sowohl autonom wie politisch ist, was dem hiesigen Verständnis von Autonomie zuwider läuft. In China kann der Künstler Aussagen machen, die er als politischer Aktivist nicht treffen könnte. Das liegt an den überschießenden Bedeutungen künstlerischer Aussagen, ohne dass hierin bereits die Meinungsfreiheit endgültig sichergestellt wäre. Denn jede Herrschaft ist gegenüber der Kunst misstrauisch, jeder Zensor übt sich in Bedeutungsanalysen und die Gefahr ist groß, dass er mit der Zeit lernt.

Goedart Palm

anlässlich der Ai Wei Wei Ausstellung in München Januar 2010

Impressum

Verantwortlich im Sinne des Presse- und Medienrechts:

Dr. Goedart Palm
53111 Bonn - Rathausgasse 9
Telefon 0228/63 57 47
0228/69 45 44
Fax 0228/65 85 28

Email drpalm at web.de

Haftungsausschluss/Disclaimer
Gewähr für die Aktualität und Richtigkeit der Angaben wird nicht gegeben, auch wenn die Seiten mit der gebotenen Sorgfalt erstellt wurden. Im übrigen distanziert sich der Autor der vorliegenden Seiten entsprechend dem Urteil des Landgerichts Hamburg vom 12. Mai 1998 ausdrücklich von den Inhalten dritter Internetseiten. Selbst unabhängig von diesem Urteil, was so fröhlich zitiert und von kaum einem je gelesen wurde, distanziere ich mich grundsätzlich von allen Texten etc., die ich nicht selbst verfasst habe. Für alle Links gilt: Dr. Goedart Palm hat keinen Einfluss auf Inhalt und Gestaltung der verlinkten Seiten. Die Nutzung von Links, die zu Seiten außerhalb der von der hiesigen Websites führen, erfolgt auf eigenes Risiko der Nutzer. Der Verweis auf Links, die außerhalb des Verantwortungsbereiches des Betreibers dieser Website liegen, führt nur dann zu einer Haftung, wenn er von den Inhalten Kenntnis hat und es ihm technisch möglich und zumutbar wäre, die Nutzung im Fall rechtswidriger Inhalte zu verhindern. Für weiter gehende Inhalte und für Schäden, die aus der Nutzung oder Nichtnutzung solcher Informationen resultieren, haftet allein der Betreiber dieser Seiten.