4/27/2013

Fundamentaloriontologie

Für mich paradigmatisch bei Raumschiff Orion: Der geradewegs wichtigtuerische Ernst der Akteure, der Lage, um dann bei nachmaligem Sehen immer lächerlicher zu werden. Das Gravitätische mutiert zur Satire. Nostalgie heißt, diese beiden Aspekte wieder miteinander zu versöhnen.

Goedart Palm

3/16/2013

Kunst und Formel I


Als Marinetti glaubte, die "Schönheit der Geschwindigkeit" der Nike von Samothrake vorziehen zu müssen, hat er sich als Nichtdialektiker geoutet. Die ironische Metapher einer hilflosen Hochgeschwindigkeitsschildkröte wäre ihm nicht in den futuristischen Sinn gekommen. Heute gerät die totale Verausgabung von Mensch und Maschine (unfreiwillig) einerseits zum Widerstand gegen die aufdringliche Zweckhaftigkeit der Welt. Anderseits bleibt es der knallharte Kommerz, der genau diese Welt bestätigt. Gegenüber diesen Boliden und ihren grotesken Verrenkungen und zahllosen ähnlichen Spektakeln mögen Künstler immerhin lernen, ihren "mimetischen Hyperboliden" zu konstruieren. Damien Hirst hat einige Vorstellungen davon geliefert, wie der aussehen könnte...
 
Goedart Palm

3/13/2013

Museen besuchen

Die "Palm´sche Regel" lautet: Je unwichtiger das Museum desto härter die Restriktionen. Im Louvre kann man die ML mit Blitz fotografieren, obwohl dort überall Schilder darauf hinweisen, dass das untersagt ist. Mein kleiner Sohn stand dort vor einem Veronese und trank aus einer riesigen Wasserflasche, ohne dass das irgendeinen Aufseher bekümmert hätte. In völlig bedeutungslosen Museen habe ich dagegen erlebt, dass die geradewegs paranoid reagieren, wenn man sich den Bildern nähert ... In einem wurde meiner Tochter von einer übereilfertigen Aufsicht untersagt, auf einer Süßholzstange zu kauen!? Hätte man einen Kuli in den Mund genommen, wäre man wohl sofort der heiligen Hallen verwiesen worden...

Goedart Palm

3/09/2013

Unzweifelhafte Regel


Überlebenstechnisch: Ich folge der Regel, lieber einer Regel zu folgen, deren Wahrheitswert zweifelhaft ist als gar keiner. Einige Grillen sind Regeln.

Goedart Palm

3/07/2013

Privat ist nie privat


"Das ist meine Lieblingsfarbe." Das Private hat durch und durch gesellschaftlichen Charakter, was nichts daran ändert, dass es zugleich eben das Besondere eines Menschen bezeichnet. Mir geht es in ästhetischen Fragen darum, sie aus dem Bereich des Nichtsagbaren herauszunehmen. Ästhetische Positionen berühren alle Momente eines Menschen, sind aber ausdeutbar und folgen komplexen Semantiken. Niemand sollte sagen, wenn es um seine Vorlieben geht "Das ist nun mal so...", also jene Haltung einnehmen, die -übrigens gerade bei FB so gut zu sehen - so selbst- wie nichtserklärend ist. Eine semantisch-psychosoziale Farbenlehre steht noch aus. Denn Geschmack ist keine Privatsache, sondern folgt gesellschaftlichen Mustern.
 
Goedart Palm
 

American Gothic - Grant Wood

Die Karriere dieses Bildes verdankt sich wohl dem Umstand, dass es zwischen Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit, fast möchte man von Groteskizität sprechen, hin- und herschwingt. Das Bild folgt damit dem faszinierenden Prinzip eines emotionalen "Bildhasen", der immer wieder umschlägt. Diese emotionale Uneindeutigkeit wird zur (unbewussten) Anmutung für jeden Betrachter, sich zu entscheiden, welchem Gefühl er nun folgen soll - was denn auch viele Künstler in zahlreichen Varianten getan haben. Insofern findet sich in dieser Konstruktion ganz nebenbei auch ein Hinweis, wie man erfolgreiche Kunstwerke produziert.

Goedart Palm

3/03/2013

Salivatorisch


@Helga: "Alles, was ein Künstler spuckt, ist Kunst." Kurt Schwitters "salivatorische Klausel" (auf den Witz erhebe ich ein Copyright) formuliert, was Luhmann später als "frame- and fame effect" bezeichnet. Qualität ist ein Mehrwert, aber nicht konstitutiv für das System.
Goedart Palm

Alternativlos

Wenn man nicht weiß, wie man handeln soll, sind eigentlich alle Alternativen alternativlos.

Goedart Palm

2/28/2013

Clowneske Politik


Das zentrale Dilemma nicht nur des Herr Steinbrück liegt in seiner durch und durch populistischen Semantik, die er auch schon zuvor bemühte. So muss man den ewigen Kampf um die mediale Aufmerksamkeit schlagen und zugleich politische Grobmarkierungen liefern, die einen wählbar erscheinen lassen. Der demokratische Diskurs, der diesen Anforderungen entspricht, hängt sich dann typischerweise an Themen auf, die erregungsgeeignet erscheinen, so banal bis armselig sie bei näherem Zusehen auch sind (z.B. Kanzlergehalt). Eine Demokratie, die sich rühmt, einer differenzierten öffentlichen Auseinandersetzung mit produktiven Ergebnissen zu folgen, müsste sich gegen den Verfall ihrer seriösen Semantik wehren. So aber wird das Clowneske neben und mit den üblichen Leerformeln zu einer Redeweise, die längst Politiker aller Länder vereinigt.
 
Goedart Palm

2/25/2013

Philosophie des Wartens


Nota bene: Der Buddha wartet nie. Das Warten ist eine durch und durch (alt)europäische Erfindung, der Wartesaal die philosophische Zwangsanstalt par excellence. Denn auf Bahnhöfen wird die Kondition existenzialistisch. Der verspätete IC setzt nicht lediglich unsere stoische Verfassung immer härteren Belastungsproben aus. Die "eigentliche" Anmutung besteht hier darin, die nervös abgesicherte Reisemoral  "Reisende soll man nicht aufhalten" mit der so sesshaften wie global gewitzten Igelmoral „Ick bün al dor“ zu harmonisieren. Hier prallen zwei ontologische Zustände wie entgleiste Lokomotiven aufeinander, die im frustrierten Nomaden auf Zeit entweder zur Depression oder zu einem Begriff von höherer Mobilität führen.  Letztere, über die noch später zu handeln sein mag, besteht dann unter anderem darin, im Wartesaal mit Hot Spot-Anbindung FB-Kommentare zu posten, die zwischen vertaner und erfüllter Zeit keine saubere Diskriminierung mehr kennen. Schneller kann kein Mensch warten ... Bestenfalls kommt es zum Wartesaal-Sartori, in dem man auf dem westöstlichen Diwan, wenn das die Polster hergeben sollten, zum Buddha wird.  
 
Goedart Palm

2/21/2013

Universalwörter

Botschaft an einen FB Freund: Ich bin seit längerem auf der Suche nach Universalwörtern. Insbesondere bin ich an einem interessiert, das sowohl "Ja" wie "Nein" bedeutet, ohne dass es hinterher lange Erklärungen gibt, wenn die eine oder andere Variante sich als vorübergehend wirklichkeitsnäher erweist.

Das Wort fehlte mir zum ersten Mal im Mathematik-Unterricht, auf die Frage hin, ob ich es verstanden hätte. "Jein" war noch unbekannt, ich wählte das rheinische "Joh", was so viel heißt wie "Kann schon sein", aber wie gesagt hier fehlte schmerzlich das Universalwort, das beide Möglichkeiten logisch freischwebend polarisiert.

Goedart Palm

2/19/2013

Medienethik

Nicht selten bekomme ich Einladungen zu irgendwelchen internationalen Konferenzen zum Thema "Medienethik". Es ist bei der Vielzahl solcher Veranstaltungen nicht ersichtlich, hier je einen anderen Gehalt zu erwarten als den, dass es nichts zu sagen gibt, was nicht längst gesagt worden wäre. Es ist stark zu vermuten, dass es keine medienethischen Sätze gibt, die als genuine Erkenntnis über das hinausgehen, was ohnehin ethisch formuliert werden kann. Und im Übrigen beschleicht mich - nicht nur hier - das Gefühl: Theorie, die nicht zur Praxis taugt, hat keinen Anspruch, sich Theorie zu nennen.

Heino

Für den Deutsch-Unterricht schlage ich das Thema vor: "Erläutere die ästhetischen, semantischen (und meinetwegen auch "weltanschaulichen") Unterschiede zwischen Heino und Till Lindemann heraus...Womöglich sind die geringer, als es einige Fans je zu glauben wagten.

Goedart Palm

Wissenschaft im Tiefflug

Wissenschaft auf dieser Ebene ist nicht zum wenigsten nachlässige bis eitle Kleingartenbestellung. Ein längst durch den Rost der Kunstgeschichte gefallenes "Genie" wird reanimiert. Ein unentdeckter Paragraf wird dogmatisch bis zur Unerkennbarkeit aufgeblasen. Ein chemisches Experiment, das die Menschheit noch dringend zur Fortexistenz benötigte, wird in die Fußnoten der wuchernden Literatur gespült. Ähnlich wie bei der Verlagspolitik sind "Bestseller", die echten Erkenntnisfortschritt fördern, Mangelware. Hierfür ist unter anderem der Wissenschaftsbetrieb selbst verantwortlich, der "Originalköpfe" nicht zwingend schätzt, sondern sich auch in seinen Egoismen selbstreproduziert, etwa in Form von Doktorvätern und -müttern, die die "Großleistungen" ihrer Promovenden ihrem Ressort einverleiben, ohne dass ihnen der Blick über den Tellerrand angelegen wäre. Fast erstaunlich, dass die Wissenschaft, von einigen Pseudodisziplinen abgesehen, trotz ihrer institutionellen Hindernisse produktiv bleibt...

Goedart Palm

Dschungelcamp - Revisited

Nun ist das Dschungelcamp wie jede triviale Kultur- oder Unkulturform in einem breiteren Interpretationszusammenhang durchaus interessant. Es gibt seit je die produktive Rezeption von trivialen oder kulturindustriellen Formen, die zum Material werden, überformt oder konterkariert werden können, mithin zahlreichen Gestaltungsprozessen unterworfen werden. Das nobilitiert nicht diese Versatzstücke, macht aber sofort klar, dass sie nicht a priori  verworfen werden müssen, sondern sich mitunter mehr oder weniger interessante Gehalte herausfiltern lassen. Zwar zielt die Grimme-Nominierung auf anderes, wenn denn überhaupt auf irgendetwas jenseits des Spektakels. Aber in einer kontextuellen Betrachtung mag man "Trash" als eine zweite oder dritte Natur ansehen, die zumindest vor Zeiten eine prätentiöse Kulturkritik speiste, die nicht müde wurde, auf das falsche Bewusstsein und seine fatalen Folgen hinzuweisen. Künstlerische Produktivität bestünde dann darin, sich nicht verrückt machen zu lassen, sondern darauf originell zu reagieren, ohne lediglich über psychohygienisch nachfühlbare Absetzbewegungen nachzudenken. Die Menschen sind nicht ganz so dumm, wie man sie vielleicht machen möchte...

Goedart Palm

Tinnef

Tinnef sind Dinge, die auf ihre Erlösung warten. Aber wer ist dafür zuständig?

1/16/2013

REALITY Revisited - FB Beitrag

Die Realität will weder erkannt noch eingeholt werden. Gewöhnt man sich an ihren erkenntnisresistenten Status kann man nicht nur eine Art philosophischen Burgfrieden mit ihr schließen, man kann dann sogar Satiren schreiben, die den Anspruch, eben solche zu sein, gar nicht mehr reklamieren - etwa Parteiprogramme.

Goedart Palm

Eine andere Art von Maieutik

Dinge zu erklären, von denen man nichts versteht, ist eine viel zu selten gerühmte Kunst. Dabei kann man Menschen damit so glücklich machen.

1/14/2013

Wie ich mich vor der Rezession bewahrte.

In einer Kundenbewertung meines amazonatischen Dienstes lese ich, dass er, der frustrierte Käufer, diese „Rezession“ schreibe, um mich vor dem Kauf zu bewahren. Immerhin stehen zahlreiche Kunden dagegen, die mir wieder so warmherzig und offen zum Kauf raten. Vermutlich sind zuverlässige Insider darunter, wie etwa die Angestellten des Verkäufers, die gerade ihre Kündigung durch vernünftige Produktbeschreibungen abwenden. Mich erreichen diese Sirenen längst nicht mehr. Der alle Hoffnung auf Zukunft kontaminierende Begriff „Rezession“ ist so niederschmetternd, dass ich allen Mut fahren lasse und meinen wirtschaftlichen Kollaps schon vor Augen sehe, wenn ich dem „Bestellbutton“ nachgäbe.

Goedart Palm

1/13/2013

Headbangers (Rheinufer bei Widdig)



C. Goedart Palm 2013 - Headbangers

1/11/2013

Leselasten

Lesen ist eine primitive Tätigkeit. Mühselig massiert man sich Informationen in das Biohirn, nach kürzester Zeit fehlt das meiste wieder. Re-Lektüren verspricht man sich, ohne sich nach einiger Zeit selbst daran zu erinnern. Dann fällt ein Buch aus dem Regal und bereitet sich selbst ein gnädiges Schicksal. Durch "Zufall" (fast im Wortsinne) wird es erlöst, vulgo: wieder gelesen. Alle diese Aneignungen sind von Systematik weit entfernt, was sich spätestens bei "Tischgesprächen" erweist. Du weißt, dass dein Gegenüber Unsinn redet, aber jene schlagende Replik aufgrund der Lektüre von XYZ dämmert nur noch von ferne. Ein letztes Teekesselchen: "Last" als - nach Duden selten verwendete - Vergangenheitsform von "lesen". 

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