6/16/2012

Beethoven und Herr Norbert Lammert

"...was von dieser Generation übrigbleiben wird, sind nicht die Bahnhöfe, Flughäfen oder Steuergesetze, sondern das Selbstverständnis, das sich auf den Schöpfungen von Kunst und Kultur gründet."

Ähnliche Feststellungen hört man seit Jahrzehnten auf Kulturveranstaltungen aller Sorten. Was mich bei diesen Sprüchen immer so wundert, ist die Vermessenheit zu glauben, man wisse, was spätere Generationen, so überhaupt der Begriff noch zulässig sein dürfte, nun denken oder nicht. Dass sich in fünf Jahrzehnten Menschen überhaupt noch für das kulturelle Selbstverständnis - was immer das sein mag - ihrer Vorfahren interessieren, will mir als müßige Spekulation erscheinen. Noch mehr aber die Vorstellung, nun müsse sich dieses Selbstverständnis gegenwärtig entsprechend entwickeln, um halt jene Nachfahren zu - ja was denn? - beeindrucken, wie großartig ihre Vorfahren respektive deren kulturelle Überzeugungen waren. Und drückt sich das etwa aus in der korrekten Rezeption Beethovens? Solche Sätze wie der von Herrn Lammert sind gut gemeint, als Appell, Motivation oder gar Projekt vermag ich sie nicht zu verorten. Niemand kann ein kulturelles Selbstverständnis als Prätention oder volitives Projekt betreiben. Gerade der Bezug auf dieses Selbstverständnis macht erst klar, wie wenig selbstverständlich hier noch irgendetwas ist... Und im Übrigen: Sind nun von den alten Ägyptern vorrangig die Pyramiden übrig geblieben oder deren Selbstverständnis? Letztlich ist es doch so, dass die Pyramiden jenes Selbstverständnis ausdrückten wie heute vielleicht Bahnhöfe und Flughäfen. In Lammerts Rede drückt sich der alte, übrigens sehr teutonische Gegensatz von Kultur und Zivilisation aus. Mein kulturelles Selbstverständnis würde darin bestehen, diesen Gegensatz für ein kulturreduktionistisches Modell zu halten.

Goedart Palm

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