3/05/2011

Moritz, lieber Moritz (1978 - Regie: Hark Bohm)

Ein pädagogischer Filmessay im Stil der 70er Jahre, d.h. problemorientiert, gesellschaftlich komplex, stellenweise drastisch, dann wieder ruhig bis melancholisch erzählt. Die Atmosphäre des Films teilt sich heutigen Kids vermutlich nur noch teilweise mit. Dabei sind die Probleme von Moritz die Probleme weiterhin die von heute. Nicht weil Pubertät je ein schreckliches Schicksal wäre und Neuentwürfe der Existenz anstünden. Vielmehr sind die gesellschaftlichen Umstände cum grano salis nicht so weit von denen heutiger Jugendlicher entfernt. Als Moritz in der Klasse einen Aufstand gegen den Mathelehrer anzetteln möchte, weist er daraufhin, dass die anderen sich doch nur über Wasser halten könnten durch teure Nachhilfe. Inzwischen sind Nachhilfen zu einer Industrie geworden. Die Milieuunterschiede sind erkennbar herausgearbeitet. Doch die Wege zwischen Elbchaussee und proletarischem Kiez könnten kürzer sein, als es der Mutter von Moritz lieb ist, da das Familienunternehmen gerade insolvent wurde und der Insolvenzverwalter gnadenlos in den Luxus besserer Tage vollstreckt. Mit solchermaßen ungewissen Aussichten auf die Zukunft bewegt sich Moritz, der neben den Irritationen des Pubertätsprogramms auch noch im Blick auf ein indianisches Selbsttötungsrecht meditieren muss, ob er seiner Großmutter Sterbehilfe leisten soll. Die gesellschaftliche Zwangsagentur „Alten- und Pflegeheim“ mit ihrem verqueren, oft inhumanen Verständnis von Leben und Tod hat diese Probleme auch heute noch längst nicht gelöst. Hark Bohm gelingt es dabei jederzeit, die Alltäglichkeit des Lebens mit der Existenzialität der Ereignisse und Entscheidungen zu verschränken.

Goedart Palm

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