5/25/2012

Documenta - oder die Profilierung des Profillosen

Den Höhepunkt ihre Akzeptanz respektive gesellschaftlichen Relevanz hatte die "documenta" 1972 erreicht. Das lag nicht allein an der konkreten Ausstellung, die Harald Szeemann inszeniert hatte. Damals war der Glaube an die Kunst noch vorhanden. Es gab Potentiale, die sich  - 1968 hin oder her -nicht in einem holistischen Politikbegriff erschöpfen ließen. Die Kunst hatte einen Anspruch, der mal mehr als Autonomie und dann wieder als Systemfunktion definiert wurde, aber nicht jene perennierende Langeweile produzierte, die heute längst eingekehrt ist. Wer will heute schon noch "sensibilisiert" werden? Wer glaubt an Seherlebnisse hier, die nicht anderenorts ebenso möglich sind? Erstaunlich bleibt, dass diese abgelebten Kulturerfahrungsformen sich so hartnäckig gegen ihr wohl verdientes Ende wehren. Vor allem: Was denn, um Apollos Willen, dokumentiert denn die "documenta"? Was in irgendeinem Atelier gemacht wird und nun aufgrund idiosynkratischer Auswahl ein Publikum findet! Die Emphase des Bedeutungslosen ist ein spezifischer Trick der späten Moderne, den inzwischen aber jedes Kind kennt. Er funktioniert auch nur insoweit, als die Sachwalter des Systems ihre Eigeninteressen damit verbinden. Die Leute staunen nicht, weil der Kaiser vorgeblich neue Kleider trägt, sondern weil sie dafür bezahlt werden. Die Artefakte erlangen Bedeutung, weil es ein System gibt, das ökonomisch klar codiert ist. Aber wir als Publikum brauchen das nicht. Packt den Kram ein oder lieber erst gar nicht aus.

Goedart Palm

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