2/15/2009

Das britische Empire: Geschichte eines Weltreichs Peter Wende, 2008

Dieses Buch ist ohne Einschränkungen besonders lesenswert, weil es in der gebotenen Konzentration Herrschaftskonzeptionen darstellt, die eine zentrale Stelle in der Geschichte der Macht einnehmen. Geschichtsbetrachtungen sind standortabhängig. Die Zukunft ist der Standpunkt, der die vergangenen Geschehnisse nur vordergründig entzaubert. Hätte es nicht anders kommen können? Sind Kontingenzen eine Schicksalsmacht? Bevor das zu entscheiden ist, erkennen wir Strukturen, lösen uns von Akteuren, so mächtig ihre historische Wirkung auch erscheinen mag. Der Impuls der Macht und der Widerstand der Freiheit, gekoppelt mit zahlreichen heterogenen Interessen sind in diesem letzten großen „Empire“ zu verfolgen. Michael Hardt und Antonio Negri haben in Empire – die Neue Weltordnung den spätmodernen Heuschrecken-Kapitalismus als differenzloses Reich einer totalen Globalisierung angeprangert. Doch die Begrifflichkeit des „Empire“ ist hier nur ein kategorisch fragiles Lehnwort, das eine völlig andere Struktur, eine Identität im Nichtidentischen beschreibt. Ganz anders funktionierte dieses von Peter Wende beschriebene Empire in seinen verschiedenen Phasen, in denen die Bindungsmassen gesucht, beschworen und verloren wurden. Wer heute Europa in historischer Absicht besucht, kann ohne die Rekonstruktion dieses Ideengeflechts die Beziehungen der Nationen nicht wirklich verstehen. Hätten einige Staatsmänner sich mit den Weltbeglückungstheorien und Selbstbereicherungsmethoden des vormaligen „Empire“ detaillierter befasst, hätte sie das vielleicht vor törichten Missionen bewahrt, deren hypothekarische Lasten gegenwärtig abgetragen werden müssen. Menschen genesen nicht am fremden Wesen, weil jene es wollen, sondern allenfalls, weil es sich im Vollzug selbst plausibel vermittelt. Das zeigt Wende sehr schön: In welche Antinomien und Paradoxien Herrschaft gestürzt wird, die ihren eigenen Anspruch idealisiert und nicht wünschen kann, dass die Unterworfenen diesen Lehren auch wirklich folgen. Insofern ist der Imperialismus immer schon das Heilsrezept gewesen, das seine Selbstabschaffung mitlieferte.

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