5/24/2009

Gewalt in den Medien - revisited

Wirken Bilder und Texte der Gewalt kathartisch oder suggestiv? Dieser kontextlosen Frage verdankt sich ein offener, mehrtausendjähriger Diskurs, der mit Platons Verdikt gegen Märchen beginnt, während etwa Aristoteles auf die kathartische Wirkung der Poesie vertraute, und der auch gegenwärtig zahllose Zensurgelüste gegenüber dem vermeintlich fatalen Einfluss von Filmen, Bildern und Texten auf die beeindruckbare Psyche jugendlicher Täter motiviert. Der Philosoph und frühere Kulturstaatsminister Nida-Rümelin ist überzeugt, dass es einen wissenschaftlich abgesicherten Zusammenhang zwischen realer Gewalt und ihrer suggestiven Handlungsanleitung in den Medien gibt. Dabei lässt sich allein für bestimmte Tätertypen unter bestimmten Voraussetzungen eine mehr oder weniger gesicherte Kausalität von dargestellter und ausgeübter Gewalt bestätigen. Die Suggestionsthese verstrickt sich bei näherer Betrachtung tief in den Zusammenhang von Erziehungs- wie Milieudispositionen, aber auch habituellen Momenten des Täters. Der isolierte Kampf gegen Gewaltdarstellungen wird als selbstreferenzielles Schattengefecht geführt, das seine moralische und philiströse Anmaßung nur schlecht verbergen kann. Allein die dem Schrecken entspringende Provokation, dass das Selbstbild friedfertiger Gesellschaften ein Irrtum sein könnte, wird dann bis zum nächsten Gewaltausbruch oberflächlich gelindert...Nach diesen älteren Ausführungen meinerseits würde mich heute eher interessieren, ob zwischen der offenen Gewalt des Amokläufers und der subtilen Machtstruktur von Medienkonglomeraten ein mehr oder weniger direkter Zusammenhang besteht. Das alte Macht-Ohnmacht-Schema, das individuelle Gewalt zwar als lächerlich markiert, aber eben keine andere Form gegenüber Machtstrukturen eröffnet. Der Aufstand der "Kool Killer", der längst nicht obsolet ist und der eben im Extremfall bei entsprechender Täterdisposition zur ultima ratio (ver)führt.

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